Ungarn entfernt Statue von Imre Nagy
Die Regierung in Budapest hat die Statue von Imre Nagy von ihrem Platz vor dem Parlament entfernen lassen. Der Premier von 1956 war wegen seiner Rolle an der Spitze des Ungarischen Volksaufstands gegen die Sowjets nach einem geheimen Prozess gehängt und anonym verscharrt worden. Oppositionelle Medien kritisieren den Umgang der Regierung mit Ungarns Geschichte.
Restauration einer dunklen Zeit
Die Argumentation der Regierung, man wolle den ursprünglichen Zustand des Platzes aus der Zeit vor der kommunistischen Diktatur wieder herstellen, lässt Index nicht gelten:
„Es gibt keinen 'ursprünglichen' Zustand des Platzes, er wurde auch in der Zeit vor dem Weltkrieg ständig verändert. ... Die Regierung will hier nicht nur ganz allgemein den Zustand des Platzes zur Zeit des [autoritär-nationalistischen] Horthy-Regimes [1920-1944] wiederherstellen, sondern bezieht sich ausdrücklich auf den Zeitraum zwischen 1934-1944, der von wachsendem Judenhass, der Einschränkung der Freiheitsrechte und von einer immer engeren Bindung an die faschistischen Naziregime geprägt war. Wollen wir wirklich gerade dieses Jahrzehnt restaurieren?“
Heldenstatus wird nicht angekratzt
Wieder hat man Imre Nagy heimlich etwas angetan, empört sich die linke Tageszeitung Népszava:
„Damit es möglichst wenige mitbekommen, hat man seine Statue im Morgengrauen auseinandergenommen, auf einen Lastwagen geladen und weggefahren. ... Damit auf dem Platz jetzt statt des Premiers von 1956 den 'Opfern des roten Terrors' gedacht wird. Aber eben diese Methode - heimlich im Morgengrauen - entlarvt die Absicht. Und doch hat diese Methode etwas Gutes: Denn wer heimlich im Morgengrauen hingerichtet und im Gefängnishof verscharrt wurde, den erreicht diese Demütigung nicht. Sie verstärkt nur den Nimbus des Imre Nagy, desjenigen Premiers, den der heute amtierende bei seiner Neubestattung 1989 noch als den 'letzten verantwortungsvollen Ministerpräsidenten Ungarns' bezeichnete.“