Wie verändert Chinas Mondlandung die Welt?
Die chinesische Sonde Chang'e 4 ist auf der Rückseite des Mondes gelandet. Zum ersten Mal ist damit der Menschheit eine solche Mission gelungen. Kommentatoren sehen den Aufstieg Chinas zur neuen Weltraummacht voraus und ziehen Rückschlüsse auf die sich ändernden Machtverhältnisse auf der Erde.
Geburtsstunde einer neuen Weltraummacht
Die erfolgreiche Mondmission Chinas setzt die beiden etablierten Weltraummächte USA und Russland unter Zugzwang, analysiert The Guardian:
„Es ist noch unklar, was genau China mit seinem Weltraumprogramm anstrebt. Sich selbst als Weltraummacht zu etablieren, ist sicher ein Ziel. Doch will das Land eine von mehreren Weltraummächten werden oder die eine Weltraummacht? Die Geräte, die China nun zum Mond geschickt hat, legen nahe, dass Kommunikation und neue natürliche Ressourcen hohe Priorität haben. Wie sehr werden vor allem die USA bereit sein, zuzusehen und abzuwarten, während Peking in diesen hochsensiblen Bereichen möglicherweise einen Vorsprung herausholt? Es wird jedenfalls interessant zu beobachten, wie das Interesse Russlands und der USA für den Mond neu entfacht wird.“
Das Wettrüsten im All hat begonnen
Besorgt über mögliche militärische Gefahren durch die Mondlandung zeigt sich der China-Korrespondent Felix Lee in der Basler Zeitung:
„Die chinesische Führung hat erkannt: Wenn sie über zielgenaue Raketen im All verfügt, kann sie auch sämtliche Ziele auf der Erde treffen. 2018 hat China daher bereits mehr Raketen in den Orbit geschickt als jedes andere Land. Die Last, die neue Raketen-Generationen ins All tragen können, ist dabei stetig gestiegen. ... Auf die neue Konkurrenz im All stellt sich US-Präsident Donald Trump bereits ein. Er hat ein neues militärisches Führungskommando 'Space Command' ins Leben gerufen. Seine Vorgänger hatten die Investitionen in das US-Weltraumprogramm noch zurückgeschraubt. Ein neues Wettrüsten hat längst begonnen. Die Europäer schauen bislang nur zu. “
China endlich ernst nehmen
Europa muss nun endlich fit für den technologischen Wettlauf werden, mahnt die Tageszeitung Die Presse:
„Nach wie vor gibt es keine langfristige Strategie, wie sich Europa für den Tech-Wettlauf rüsten will. Dabei hat es nicht nur wirtschaftliche Folgen für Europa, dass die Volksrepublik in dem milliardenverheißenden Zukunftsmarkt zunehmend den Ton angibt: Technologie wird die Welt durch und durch bestimmen. Die Staaten, die sie zuerst beherrschen, werden die Regeln für die neue Weltordnung festschreiben. Die Reaktionen auf Chinas Eroberungsmarsch schwanken zwischen kritiklosem Kooperationswillen, einer hysterischen Verteufelung alles Chinesischen und selbstgefälligen Prognosen, dass die Volksrepublik letztlich doch kollabieren werde. In der Debatte ist aber eines zu vermissen: der Wille, den neuen globalen Player kennenzulernen. Denn nur dann kann Europa ihm ernsthaft begegnen.“
Russland macht lieber die Erde kaputt
Die chinesische Sonde auf der Mondrückseite und die jüngsten Nasa-Fotos eines 6,6 Milliarden Kilometer entfernten Himmelskörpers lassen Echo Moskwy der Frage nachgehen, womit eigentlich Russlands Raumfahrt zuletzt punkten konnte:
„Wir Russen sind ein Teil der Menschheit, der Erdlinge, und sollten uns freuen für die Erfolge unserer Nichtfreunde in Washington und unserer Scheint-so-Partner aus Peking. Aber man möchte doch nachhaken: Was hat unsere Raumfahrt in derselben Zeit erreicht? ... Wir erinnern uns, dass Russland dieser Tage die angebliche Hyperschallrakete 'Avangard' gezeigt hat. Das beste Neujahrsgeschenk für die Russen, wie Putin sagte. Genau das hatten Sie sich doch von Väterchen Frost gewünscht, nicht wahr? ... Und während die Chinesen und Amerikaner andere Planeten erforschen, freuen wir uns, dass wir etwas erfunden haben, mit dem wir schneller unseren eigenen vernichten können.“