Tschechien besteuert Rückgabe von Kircheneigentum
Auf Antrag der Kommunisten hat das tschechische Parlament das Gesetz gekippt, das die Rückgabe von Kircheneigentum regelt, das während der Zeit des Kommunismus verstaatlicht wurde. Die Kirchen sollen nun die finanziellen Entschädigungen versteuern. Tschechische Kommentatoren sind fassungslos.
Staat zeigt sich boshaft und rachsüchtig
Hospodářské noviny ist aufgebracht:
„Da erkennt der Staat nach jahrelangem Tauziehen an, dass er den Kirchen das ihr von den Kommunisten geraubte Eigentum zurückerstatten muss. Und jetzt, auf Antrag eben jener Kommunisten, will er einen Teil der Entschädigung zurück. Das ist so, als würde ein Auto gestohlen, wiedergefunden und dem Besitzer zurückgegeben werden - aber vorher hat der Dieb durchgesetzt, dass die Räder abmontiert werden. ... Der Bischof von Pilsen, Tomáš Holub, sagt: 'Jesus Christus ist wiederauferstanden. Alles andere ist sekundär, auch die sich immer wiederholenden Konfiszierungen.' Danke für diese Großzügigkeit. Aber zugleich hoffen wir, dass die Befürworter des Gesetzes für ihre Bosheit und Rachsucht von der weltlichen Gerechtigkeit ereilt werden.“
Schritt zurück in die Vergangenheit
Die Uhr in Tschechien wird in die Zeit des Kommunismus zurückgedreht, klagt Reflex:
„Jetzt fehlt eigentlich nur noch der Wiederaufbau des Eisernen Vorhangs und dann dürften wieder politische Prozesse kommen. Wenn man etwas stiehlt, muss man es zurückgeben. Das ist einer der Grundpfeiler unserer Kultur und unseres politischen Systems. Gerechtigkeit muss auch dem widerfahren, der einem unsympathisch ist. ... Die Kommunisten - weil sie eine Schlüsselrolle für das Überleben der Regierung des ehemaligen Kommunisten Andrej Babiš spielen - haben dieses unethische Gesetz durchgedrückt. Das Gesetz ist de facto nichts anderes als die zweite 'Nationalisierung' des Kircheneigentums.“