Rassismus-Vorwürfe gegen Green Book
Green Book ist ein Überraschungssieger. Die Tragikomödie über die Freundschaft zwischen einem afroamerikanischen Pianisten und seinem weißen Chauffeur zur Zeit der Rassentrennung in den USA hat den Oscar für den besten Film erhalten. Doch das Roadmovie ist nicht unumstritten. Warum, zeigt ein Blick in die Kommentarspalten.
Hollywood hat Rassismus nicht verstanden
Dass Green Book zum 'Besten Film' gekürt wurde, ärgert The Guardian:
„Der Film spielt in den frühen 1960er-Jahren, die meiste Zeit in den von Rassentrennung geprägten Südstaaten. Er passt fast perfekt ins Hollywood-Schema, demzufolge Filme über Schwarze in einer weit zurückliegenden Vergangenheit spielen sollten, als die Lebensumstände für Schwarze wirklich schlimm waren. So, dass bei den Zuschauern ein gutes Gefühl zurückbleibt: 'Sind wir nicht sehr weit gekommen? Handeln wir heute nicht wirklich vorbildlich?' Die immer wiederkehrende Botschaft lautet: Bei Rassismus geht es nur um Fanatiker, die Schwarze zusammenschlagen und 'Nigger' schreien. Alle, die das nicht tun, sind Helden. Nie wird einem modernen Publikum vor Augen geführt, wie es möglicherweise selbst weiter rassistisch handelt oder blind für subtilen Rassismus ist.“
Stereotyp, oberflächlich und verstaubt
Auch Habertürk ist vom Oscar-Gewinner nicht überzeugt:
„Green Book ist nicht nur eine Peinlichkeit und eine Schande für die Akademie, sondern zeigt auch, dass weiße Ignoranz 2019 immer noch verbreitet und dominant ist. ... Der Zuschauer eines weit entfernten Landes wie der Türkei versteht vielleicht nicht die politische Verzerrung des Films und den unwissenden und oberflächlichen Ansatz zur Rassenproblematik. Doch selbst er begreift, dass Green Book als Produkt einer altmodischen, stereotypen und klischeeartigen Filmsprache eigentlich nicht hätte beachtet werden sollen. Vor allem, wo das Kino weltweit in eine ganz andere Richtung geht und neue Regisseure eine viel kreativere Sprache finden.“