Was hat Macrons Bürgerdialog gebracht?
Der Bürgerdialog in Frankreich ist abgeschlossen. Präsident Macron hatte ihn im Januar als Reaktion auf die Gelbwestenproteste initiiert, um mit den Protestlern ins Gespräch zu kommen und über Lösungen zu verhandeln. Mehr als 8.000 Diskussionsrunden wurden in Städten und Dörfern abgehalten. Die Bilanz der Kommentatoren fällt sehr unterschiedlich aus.
Ganz Frankreich als großes Forum
Der Bürgerdialog hat überraschend gut funktioniert, meint La Croix :
„Viele Bürger Frankreichs sind nicht blasiert oder resigniert. Sie wollen Vorschläge machen und möchten, dass ihre Stimme gehört wird. ... Man sieht durchaus, dass es eher die Älteren sind, die mitgemacht haben, sie waren sehr viel aktiver beteiligt als die Jungen. Aber wer hätte Anfang November gedacht, dass Frankreich sich in ein großes Forum verwandeln würde? Man hat Lust, sich bei den Gelbwesten und Emmanuel Macron zu bedanken, dafür dass sie diese Erwartung geweckt und erfüllt haben. Das bestätigt, dass man keine Angst davor haben muss, alle sprechen zu lassen.“
Der Aufstand geht weiter
Die Hoffnung von Emmanuel Macron, die Gelbwesten mit dem großen Bürgerdialog besänftigt zu haben, hat sich mit den neuen Ausschreitungen vom Wochenende zerschlagen, glaubt die Neue Zürcher Zeitung:
„Präsident Macron und seine Regierung müssen zur Kenntnis nehmen, dass der Aufstand der Gelbwesten in Frankreich nicht ausgestanden ist, sondern weitergeht. Die Bewegung hat laut Meinungsumfragen immer noch die Unterstützung von etwa der Hälfte der Bevölkerung. Bereits wird die Blockierung von Häfen und Raffinerien ins Auge gefasst. Möglicherweise wird der Protest gewalttätigere Formen annehmen. Was als weitestgehend friedliche Bewegung auf den Strassenkreiseln im Land draussen begann, könnte zu einem Ritual grossstädtischer Krawalle ausarten - Gewalt um der Gewalt willen.“