Christchurch-Attentäter: Inspiration aus Europa?
Der Attentäter von Christchurch hatte offenbar Stätten von Kreuzritter-Schlachten gegen die Osmanen besucht. Sein kurz vor der Tat veröffentlichtes Manifest zeigt außerdem ideologische Parallelen zu in Europa verbreiteten Verschwörungstheorien eines Austauschs der europäischen Bevölkerung durch Muslime. Kommentatoren debattieren, wie viel Verantwortung für die Attentate in Europa liegt.
Rechte müssen sich distanzieren
Für De Morgen stehen rechte Parteien nun in der Pflicht:
„Gefährlich wird es, wenn der Kampf nicht mehr mit Worten geführt wird, sondern mit Gewalt. Dann bekommt man Terror. ... Die Anschläge von Christchurch legen eine Verantwortung der Rechten nahe, genauso wie das bei früheren Anschlägen [von islamistischen Terroristen] für die Gemeinschaft der Muslime galt. ... Niemand muss seine Überzeugungen aufgeben. Aber nachdem jetzt deutlich wird, dass manche es nicht mehr bei rassistischen Sprüchen über die weiße, 'boreale' Dominanz belassen, muss man sich klar von diesen Sprücheklopfern distanzieren.“
Wieder einmal sind Trump und Orbán die Bösen
Seine Wahrnehmung der Debatte über den Attentäter von Christchurch beschreibt der rechte Publizist Gábor Megadja in vasarnap.hu:
„Wenn ein Islamist einen Terroranschlag verübt, ist es ein Einzelfall und irgendeine Verrücktheit. Wenn der Attentäter hingegen als 'weiß und christlich' bezeichnet werden kann, dann wird die Tat zur kollektiven Sünde der weißen und christlichen Menschen insgesamt erklärt. Und der wahre geistige Täter wird auch schnell ausgemacht: Dann wird wieder und wieder der Name Donald Trump genannt oder in unserem Fall Viktor Orbán. Wenn es also um einen weißen, christlichen Täter geht, dann wird das Verbrechen - in einer merkwürdigen metaphysischen Verkettung - damit erklärt, wer wen wie beeinflusst und inspiriert.“
Extrem Rechte und Linke haben gleiches Feindbild
In Europa wird Islamophobie nicht allein von Rechtsextremen geschürt, findet Daily Sabah:
„Rechte und linke Extremisten stehen auf derselben Seite, wenn es darum geht, der Türkei nicht zu erlauben, Mitglied der EU zu werden. Sie verbreiten gemeinsam Feindseligkeit gegen den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Was ihre Meinung zu Moscheen und Muslimen angeht, gibt es keinen Unterschied zwischen ihnen. Die extrem Rechten handeln wie die Tempelritter und Mitglieder der extrem Linken handeln wie Religionsfeinde, und infolgedessen lehnen beide Türken und Muslime ab. Aus diesem Grund sollten wir, wenn wir gegen Islamophobie und Xenophobie in Europa kämpfen, nicht nur die extreme Rechte bekämpfen, sondern uns auch um die extreme Linke kümmern.“