Moskauer Kehrmaschinen-Parade: Wozu das Spektakel?
Wenige Tage nach den Kommunalwahlen hat die Moskauer Stadtverwaltung am Samstag eine Parade mit 700 Fahrzeugen städtischer Betriebe abgehalten. Nicht zum ersten Mal demonstrierte Bürgermeister Sergej Sobjanin auf diese Weise auch deren Einsatzfähigkeit für den Winterdienst. Doch Kommentatoren stieß die Show der Kehrmaschinen und Schneepflüge diesmal ungut auf.
Der Herr im Haus fährt seine Geschütze auf
Für Wedomosti ist die Veranstaltung eine klare Machtdemonstration:
„Was für Putins Russland neue Waffensysteme sind, ist für Sobjanins Moskau die Kommunaltechnik. Deren Defilee über den gesperrten Gartenring kann man kaum anders als als Siegesparade deuten … Wassersprengwagen und Elektrobusse fuhren dort, wo eigentlich eine Oppositionskundgebung stattfinden sollte. Dadurch wurde allen erneut klar gemacht, wer in der Stadt Herr im Haus ist. 'Verkehrsbehinderung' ist die übliche Begründung, um Oppositionsaktionen die Genehmigung zu verweigern. Aber hier hat die vierstündige Sperrung des Gartenrings den Verkehr offenbar in keiner Weise gestört.“
Rational ist so etwas nicht mehr zu erklären
Blogger Alexander Gorny fasst sich auf Echo Moskwy an den Kopf:
„Um auf die Idee zu dieser Parade zu kommen, muss man schon sehr überzeugt sein: von der eigenen Genialität und auch vom Moskauer Budget. … Ob Sobjanin wohl versteht, wie dumm, dämlich, primitiv und kostspielig das ist? Bezahlt er diesen Blödsinn aus eigener Tasche? Oder veranstaltet das Bürgermeisteramt jetzt eine neue Art von genehmigten Demos, zu denen man statt der Staatsbediensteten nun Spezialfahrzeuge zusammentrommelt? Aber vielleicht liegt es auch nur am Herbst - und man kann das Spektakel mit einer jahreszeitlich bedingten Depression in den Köpfen einiger Bürger und Beamter erklären. Ehrlich gesagt, ich habe Angst um dieses Land.“