Missbrauchsskandal: Prinz Andrew gibt Ämter ab
Prinz Andrew hat seine Aufgaben als Mitglied des britischen Königshauses niedergelegt. Viele Beobachter halten seine Aussage, er habe nichts von den Machenschaften seines Freundes Jeffrey Epstein gewusst, für unglaubwürdig. Epstein, der im August Suizid begangen haben soll, wird der Missbrauch Minderjähriger sowie Zwangsprostitution vorgeworfen. Ist die Öffentlichkeit zu hart mit dem Prinzen?
Auch bei Royals wird nicht mehr weggeschaut
Die Öffentlichkeit ist nicht mehr bereit, der königlichen Familie alles durchgehen zu lassen, konstatiert Helsingin Sanomat:
„Die Zeiten haben sich geändert, und das spürt man auch am Hof in Großbritannien. Vorbei sind die Zeiten, als die Kleiderwahl der königlichen Schwiegertöchter die größte Entrüstung hervorrief. Im Jahr 2019 muss selbst ein älteres männliches Mitglied des Hofes die Folgen seiner freien Entscheidungen tragen. Die Öffentlichkeit akzeptiert ein Verhalten, das Anfang des Jahrtausends vielleicht noch toleriert worden wäre, heute nicht mehr. Dazu gehört die Freundschaft zu einem Mann, der Jagd auf junge Mädchen machte.“
Unschuldsvermutung gilt nicht mehr
Prinz Andrew wird von weiten Teilen der Gesellschaft und der Medien vorverurteilt, empört sich The Spectator:
„Dass er Jeffrey Epstein nahestand, bedeutet nicht, dass Prinz Andrew Menschen missbraucht hat, und schon gar nicht, dass er Teil eines kranken Pädophilen-Netzwerks war. Ein wesentliches juristisches Grundprinzip lautet: Wir verbannen Menschen nicht aus der Gesellschaft, nur weil ihnen ein Verbrechen vorgeworfen wird. Das Problem ist, dass dieses wesentliche Grundprinzip in den vergangenen Jahren seine Bedeutung verloren hat. Dank eines unversöhnlichen neuen Feminismus, einer Schwächung persönlicher Rechte und der MeToo-Bewegung reichen Beschuldigungen schon aus, um eine Einzelperson zu verurteilen und ihr Leben zu zerstören.“