Mobbing: Ex-Manager von France Télécom verurteilt
Ein ehemaliger Konzernchef und zwei weitere Topmanager von France Télécom sind wegen Mobbings in ihrem Unternehmen zu Gefängnisstrafen verurteilt worden. Ein Strafgericht in Paris entschied, dass sie am Suizid von 35 Beschäftigten zwischen 2007 und 2010 eine Mitschuld tragen, weil sie ein System errichteten, das die Angestellten unter hohen Druck setzte. Für Medien ist das Urteil ein Meilenstein.
Wichtiger Schritt gegen institutionelles Mobbing
Für Mediapart ist das Urteil ein großer Fortschritt:
„Das Gericht hat die Argumente der Verteidiger des früheren France-Télécom-Führungspersonals, die die Frage des Mobbings auf individuelle Schwäche zurückführen wollten, hinweggefegt. Es wurde neues juristisches Terrain betreten. Ja, es gibt so etwas wie institutionelles Mobbing. ... Selten wurde die Kritik am neuen Management, wie es in Firmen praktiziert wird, mit seiner kollektiven und individuellen Gewaltanwendung, in so wenigen Worten so treffend formuliert.“
Quälen von Angestellten ist kein Geschäftsmodell
Auch Le Monde lobt den Richterspruch:
„Bisher wurde noch nie ein ganzes Management-System für die psychologische Belastung verantwortlich gemacht, die es verursachen kann. Die Verurteilung von France Télécom in der sogenannten 'Selbstmordaffäre' am Freitag, den 20. Dezember, ist unter diesem Gesichtspunkt ein Wendepunkt im Arbeits- und Strafrecht, denn die Kategorie des institutionellen Mobbing wird geschaffen. ... Große Firmen müssen im Wirtschaftskrieg bestehen und die Grenzen ihres Handelns immer weiter ausdehnen. Doch nichts von Bestand kann auf dem organisierten Leiden der Angestellten aufgebaut werden, ihrer permanenten Erniedrigung und dem Verlust des Selbstwerts.“