Polen boykottiert Holocaust-Gedenkfeier in Israel
Polens Präsident Andrzej Duda reist nicht zur Holocaust-Gedenkfeier in Yad Vashem in Israel am 23. Januar. Weil die Organisatoren seiner Forderung, dort eine Rede zu halten, nicht nachkamen, werde er die Veranstaltung nun boykottieren, ließ Duda wissen. Die Kommentare der polnischen Presse spiegeln die Spaltung des Landes auch in Sachen Geschichtsaufarbeitung wider.
Duda schützt die historische Wahrheit
WPolityce.pl lobt den Präsidenten:
„Die Entscheidung von Präsident Andrzej Duda war eine wichtige Opposition gegen den Versuch, Polens Perspektive auszuschließen, aber auch ein wichtiges Signal für die Verteidigung der historischen Wahrheit. Dies ist jedoch nur der Auftakt. Vor uns liegen zwei weitere Teile des äußerst wichtigen Kampfes für Erinnerung, Wahrheit und Würde. … Der 80. Jahrestag des ersten Transports von Polen in das Lager Auschwitz-Birkenau und der 75. Jahrestag der Befreiung des deutschen Konzentrationslagers erfordern große Aufmerksamkeit … und die Ausarbeitung einer starken historischen Botschaft, die in der ganzen Welt erklingen wird.“
Duda hat sich moralisch delegitimiert
Eine offizielle Rede wurde Duda aus gutem Grund verwehrt, meint Krytyka Polityczna:
„Wenn man sich die vielen Reden des polnischen Präsidenten anhört, könnte man denken, dass die Polen während des Kriegs massiv Juden retteten, und die wenigen Personen, die den Juden Schaden zufügten, Belästiger und Verräter waren, die sich damit aus der nationalen Gemeinschaft ausschlossen. Das Festhalten an diesem schädlichen Unsinn wird im Englischen als Holocaust distortion [Holocaust-Verzerrung] bezeichnet und hat schwerwiegende Folgen. … Noch schlimmer ist jedoch, dass die politische Formation, zu der Andrzej Duda gehört (und für die er verantwortlich ist [die PiS]), die Kräfte der radikalen antisemitischen Rechten entfesselt hat, deren Existenz und Reichweite die globale öffentliche Meinung erschüttert.“