Green Capital 2020: Hat Lissabon den Titel verdient?
Lissabon ist Europas Umwelthauptstadt 2020. Der von der EU-Kommission vergebene Titel soll Städte auszeichnen, die Umweltschutz, Lebensqualität und Wirtschaftswachstum vorbildlich miteinander kombinieren. Portugiesische Medien fragen sich, ob ihre Hauptstadt den Titel zu Recht trägt und was er dem Land bringen kann.
Wirklich grün sieht anders aus
Dass Lissabon Europas Umwelthauptstadt sein soll, hält Jornal Económico für absurd:
„Es ist unmöglich zu verstehen, warum Lissabon sich darum bemüht, Europas Grüne Hauptstadt 2020 zu sein, wenn zur gleichen Zeit politische Entscheidungen in die entgegengesetzte Richtung gehen. Der Ausbau des Flughafens Portela, dessen Lärm und Emissionen die Gesundheit der in Lissabon und Loures lebenden Menschen schädigen, gefährdet die Erreichung der nationalen Treibhausgas-Emissionsziele. Ein weiteres Beispiel ist das Kreuzfahrtterminal, das für zehn Prozent der gesamten nationalen Emissionen verantwortlich ist und das 3,5-mal so viel Schwefeldioxid ausstößt wie alle Autos in Lissabon zusammen. Eine grüne Hauptstadt, die diese Themen nicht angeht, schmückt sich zu unrecht mit dem Titel.“
Jetzt kann Portugal richtig loslegen
Der Titel für Lissabon kann der portugiesischen Wirtschaft den nötigen Anstoß geben, freut sich hingegen der Steueranwalt Nuno Sampayo Ribeiro in Público:
„Der Übergang ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und das Finanzsystem, insbesondere das Bankensystem, spielt dabei eine Schlüsselrolle. Denn wie die UN hervorgehoben haben, ist es das heute zugewiesene Kapital, das die Ökosysteme, die Industrie und das Konsumverhalten von morgen prägen wird. ... Bei alledem ist der Titel der Europäischen Grünen Hauptstadt für Lissabon eine Gelegenheit, die portugiesische Gesellschaft für den Übergang zu einer grüneren, nachhaltigeren und integrativeren Wirtschaft zu mobilisieren.“