Lufthansa unter staatlicher Kontrolle?
Deutschland will neun Milliarden Euro investieren, um die Lufthansa durch die Corona-Krise zu bringen. Neben einer Direktbeteiligung von 20 Prozent sieht der Rettungsplan Kredite und stille Einlagen an die Airline vor. Die staatlichen Anteile wären zwar nicht groß genug, um Entscheidungen direkt blockieren zu können. Kommentatoren debattieren dennoch, ob diese Einmischung zu viel des Guten ist.
Wohl kein Kurzstreckenflug
Auch ohne direkten Zugriff auf das operative Geschäft bleibt die Teilverstaatlichung für die Frankfurter Allgemeine Zeitung ein riskantes Manöver:
„Während der Finanzkrise 2009 rettete der deutsche Staat die Commerzbank mit einem hohen Milliardenbetrag vor dem Untergang. Eigentlich wollte der Bund seine Anteile alsbald wieder abstoßen. Doch der Aktienkurs ging auf Talfahrt, und die Politik scheut bis heute die damit verbundene Realisierung enormer Verluste. Deshalb hält der Bund noch immer mehr als 15 Prozent an dem Kreditinstitut – ein Ende ist nicht in Sicht. Wer sich vor Augen führt, vor welch schwierigen Jahren die Luftfahrtbranche steht, dem dämmert, dass das Engagement des Staates bei der Lufthansa wohl kein Kurzstreckenflug werden dürfte.“
Beteiligungsrechte sinnvoll nutzen
Wenn Wirtschaftsliberale jetzt kritisieren, dass der Staat zu großen Einfluss auf die Geschäfte des Unternehmens ausüben könnte, sollten sie einmal einen Blick nach Frankreich werfen, empfiehlt das Tageblatt:
„Dort hat die Regierung des gern als zu liberal verschrieenen Präsidenten Emmanuel Macron dem ebenfalls in existenzielle Nöte geratenen Autohersteller Renault bereits vor der Unterzeichnung einer Kreditbürgschaft vorgeschrieben, was künftig vorrangig wo produziert werden soll: nämlich Elektroautos in Frankreich. Was wäre falsch daran, wenn ebenfalls in Deutschland der Staat, und sei es auch nur temporär, seine Beteiligungsrechte zur Umsetzung sinnvoller Maßnahmen nutzen würde? Bei der Lufthansa geht es erst einmal darum, so viele Arbeitsplätze wie möglich und ein für das Land strategisch wichtiges Unternehmen zu retten. Nur der Staat kann das.“