Türkische Anwälte auf den Barrikaden
In der Türkei haben Anwälte am Freitag von mehreren Provinzen aus einen Sternmarsch nach Ankara unternommen. Sie protestierten damit gegen ein Gesetzesvorhaben der Regierungspartei AKP, mit dem unter anderem das Wahlsystem der Anwaltskammern geändert werden soll. Die Anwälte kritisieren, dass damit ihre Rechte eingeschränkt werden und sich die Regierung Einfluss sichern will. Kommentatoren zeigen sich von der Aktion beeindruckt.
Protestieren ist ein Menschenrecht
Irgendwann kommt ein Punkt, an dem man von seinen Grundrechten Gebrauch machen muss, kommentiert Murat Yetkin auf seinem Blog:
„Eines der Sprichwörter, die der verstorbene Präsident Süleyman Demirel zu gebrauchen pflegte und gegen das wir in unserer Jugend heftig protestierten, war: 'Wege werden vom Laufen nicht abgetragen.' Wir verstanden das als: 'Egal, was ihr sagt, ich regiere weiter.' Damals erkannten wir nicht, dass dieser Satz auch eine andere Dimension erhält, die eines demokratischen Rechts. Unlängst war der fünfte Todestag von Demirel. Und bei dieser Gelegenheit möchte ich zugeben, dass ich seine Worte missverstanden habe. Ich möchte denselben Satz gegenüber Erdoğan wiederholen: 'Wege werden vom Laufen nicht abgetragen.' Friedliches Protestieren ist ein Menschenrecht, ein Verfassungsrecht. Und jeder könnte eines Tages von diesem Recht Gebrauch machen müssen.“
Selbstrespekt ist stärker als alle Angst
Langfristig kommen Autokraten nicht damit durch, ihr Volk einzuschüchtern, glaubt T24:
„Dass autoritäre Regime Gewalt einsetzen und Angst verbreiten, ist der entscheidende Faktor, mit dem sie ihre Existenz sichern. ... Was autoritäre Regime dabei jedoch nicht verstehen, ist, dass es nicht so einfach ist, die Kreatur, die Mensch genannt wird, zu verdauen. Das ist auch der wichtigste Grund, warum autoritäre Regime nicht für die Ewigkeit sind: Die Menschen lassen nicht ab von ihrer Forderung: 'Ich existiere, ich bin hier und ich will, dass mein Dasein respektiert wird!'“