Geht Nachtclub trotz Corona?
Der Besucher eines Zürcher Nachtclubs hat möglicherweise mehr als 20 weitere Gäste mit dem Coronavirus angesteckt. Der Versuch, Hunderte weitere Besucher zur Quarantäne zu verpflichten, entpuppte sich als schwierig. Die Kundenkartei war fehlerhaft, ein Drittel der E-Mail-Adressen waren falsch, viele Gäste bekamen keinen Anruf eines Contact-Tracers. Über die Konsequenzen wird nun gestritten.
Pause einlegen und Hausaufgaben machen
Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie müssen stärker überprüft werden, findet der Tages-Anzeiger:
„Wir brauchen funktionierende Schutzkonzepte. Im Nachtleben ist das besonders schwierig, es geht ja gerade um Nähe und Exzess. Der erste Versuch war fehlerhaft, also muss man innehalten und nachbessern. Das kann bedeuten, die Clubs bis Ende Sommerferien zu schliessen - viele machen ohnehin Pause. Die Zeit liesse sich nutzen, um ein verschärftes Schutzkonzept auszuarbeiten. Das zwingende Feststellen der Identität aller Gäste ist dabei nur der Anfang. Gleichzeitig müssen die Kantone ihr Contact-Tracing überarbeiten. Es braucht nebst schärferen Quarantänekontrollen nächtliche Schutzkonzept-Stichproben bei Veranstaltern.“
Nicht die ganze Ausgehlandschaft lahmlegen
Es wäre ungerecht, die Klubs jetzt an den Pranger zu stellen, mahnt die Neue Zürcher Zeitung:
„Der liberale Geist einer Gesellschaft gerade in der jetzigen Krise zeigt sich auch darin, dass sie die verschiedensten Vorstellungen von Spass und Freizeitgestaltung zu respektieren und zu schützen weiss. ... Die Gesellschaft muss eingestehen, dass sie dieses Virus nicht bis in den hintersten Winkel beherrschen kann. Wer ohne Corona-Sünde ist, werfe den ersten Stein: Die meisten haben sich da zumindest ansatzweise schon fahrlässig verhalten. ... Zudem sind Klubs zwar besondere Gefahrenherde, zur Risikominimierung aber wäre wiederum die ganze Ausgehlandschaft in Sippenhaft zu nehmen, von Kinos bis zu Restaurants. So einen Kehraus mit allen wirtschaftlichen Konsequenzen will kaum jemand.“