Russische Söldner in Belarus festgenommen
In einem Sanatorium bei Minsk sind 32 Soldaten der russischen Söldnertruppe Wagner festgenommen worden. Diese hätten die Mission gehabt, die Lage im Land vor der belarusischen Präsidentschaftswahl am 9. August zu destabilisieren, so die Behörden. Will der Kreml tatsächlich ein Wörtchen mitreden oder ist alles nur eine Finte des bedrängten Machthabers Alexander Lukaschenko?
Lukaschenko bereitet Wahlabsage vor
Echo Moskwy vermutet, dass der Präsident einen Grund konstruiert, die anstehenden Wahlen zu verschieben:
„Was soll der Batka [das Väterchen] schon machen? Ohne Sabotage werden die Wahlen für ihn zu einem grandiosen Fiasko. Man muss sie also irgendwie absagen oder verschieben, jedenfalls dürfen sie am 9. August nicht stattfinden. Da kommen ausländische Söldner, echte 'grüne Männchen' mit Kondomen in den Taschen, auf belarusischem Boden wie gerufen. Warum sie da sind? Völlig klar, um die Lage vor den Wahlen zu destabilisieren. … Kann Alexander Grigorjewitsch feindlichen Horden so etwas erlauben? Rhetorische Frage. Deshalb verhängt er eine Art Ausnahmezustand, unter dem das Abhalten der Präsidentenwahl unmöglich ist.“
Ein Schauspiel für den besorgten Westen
Belarus gilt seit längerem als Transit- und Ruhezone für russische Militärs auf Auslandsmission. Irina Chalip, Minsk-Korrespondentin der Nowaja Gaseta, hält das Geschehen vor diesem Hintergrund für einen Trick des belarusischen Präsidenten:
„Natürlich geschahen all diese Transfers in gegenseitiger Absprache. Lukaschenko wusste davon. Diese Festnahme ist Theater, aber nicht für die einheimischen Zuschauer: Das eigene Publikum frisst solche Märchen nicht. Die Zuschauer dieser Aufführung sitzen im Westen. Für sie spielt man das Stück 'Schau, die Wagner-Truppe steht vor Minsk! Die Grünen Männchen rücken vor. Russland hat Belarus schon fast besetzt.' Und statt die Entlassung politischer Häftlinge zu fordern und mit Sanktionen zu drohen, soll der Westen Lukaschenko nun seine helfende Hand reichen und ihn als einzigen Garant der Unabhängigkeit anerkennen.“