Slowakei: Kann Ex-Präsident Kiska zufrieden gehen?
Andrej Kiska, slowakischer Präsident von 2014 bis 2019, verlässt aus gesundheitlichen Gründen mit nur 57 Jahren die politische Bühne. Kiska, der als Quereinsteiger in die Politik kam, scheute auch die Konfrontation mit der damaligen Führungsriege um Robert Fico nicht; viele Slowaken rechnen ihm hohe Verdienste um den Rechtsstaat zu. Wie nachhaltig Kiska sein Land prägte, diskutieren Kommentatoren.
Ein schillerndes Vermächtnis
Kiska hat bleibende Spuren hinterlassen, kommentiert Český rozhlas anerkennend:
„Ohne ihn würde es heute keine Präsidentin Zuzana Čaputová geben, keine Siege der Opposition über Robert Fico und auch nicht die aktuelle Regierung von Igor Matovič. Bis zu den Präsidentschaftswahlen 2014 war Kiska Unternehmer, ein Außenseiter ohne politische Erfahrung. Er brachte eine klare europäische Ausrichtung in das Präsidentenpalais und inspirierte eine neue Generation junger gebildeter Menschen, in das öffentliche Leben einzutreten. Darauf warten wir zum Beispiel in der Tschechischen Republik noch immer vergeblich.“
Verhängnisvolle Ambitionen
Die von Kiska gegründete Partei Za ľudí (Für die Menschen) wird ohne ihn kaum überleben, konstatiert Pravda:
„Andrej Kiska hätte leicht eine zweite Amtszeit als Staatspräsident erreichen können. Er beschloss jedoch, gegen die Fico-Partei zu kämpfen, um das Amt des Premiers zu erringen - völlig ahnungslos, was ihn im Wahlkampf erwarten würde. Plötzlich wurde aus dem gefeierten Präsidenten einer von vielen Bewerbern im heftigen Wettbewerb um jede Stimme. Sein präsidiales Charisma verschwand allmählich, seine Kampagne war sehr schwach. Jetzt droht die Partei auseinander zu fallen. Sie bestand eigentlich auch nur aus dem großen Namen Kiskas.“