Izmir nach dem Erdbeben: Ist die Politik schuld?
Nach dem verheerenden Erdbeben vom Wochenende in der Ostägäis ist die Zahl der Toten auf 116 gestiegen. Besonders schwer getroffen wurde die türkische Vier-Millionen-Stadt Izmir, wo mehrere Wohnblocks einstürzten. Die Landespresse debattiert darüber, ob die Politik durch zielgerichtete Schutzmaßnahmen das Schlimmste hätte verhindern können.
Korruption und Unfähigkeit haben das Land zerstört
Die schweren Folgen dieses Bebens liegen allein in der Verantwortung der Politik, klagt Cumhuriyet an:
„Hand in Hand haben die Regierung und die Opposition dieses Land in Trümmer gelegt. ... Die Türkei erlebt einen Albtraum von schlechter Führung, von Unfähigkeit im Amt, von Anstandslosen, denen die eigenen Interessen wichtiger sind als das Volk, das sie regieren. ... Wir alle führen einen Überlebenskampf in einem Land, das korrupte Politiker zum Einsturz gebracht haben. ... So wie die kleine Elif sich an den Finger des Feuerwehrmanns geklammert hat [das Bild des nach 65 Stunden geborgenen Mädchens wurde zum Symbol des Bebens], suchen auch wir nach einer vertrauenswürdigen Hand, die wir halten können. ... Wir suchen nach einer Führung, die unser Land aus den Trümmern birgt und uns derartige Schmerzen erspart.“
Katastrophen sind nun mal nicht zu beherrschen
Dıe regierungsnahe Yeni Şafak glaubt nicht, dass es in der Macht des Staates lag, den Folgen des Bebens vorzubeugen:
„All diese großen Töne darüber, wie man mit den Beben zu leben lernt, die Aussicht darauf, Gebäude, Städte, Umgebungen zu bauen, die niemals einen Schaden durch Erdbeben davontragen werden... Mit Sicherheit gibt es Rezepte dafür. Mit Sicherheit gibt es ein Ideal, das angestrebt werden sollte, und eigentlich hat die Türkei diesbezüglich nach dem Erdbeben von 1999 [mit mehr als 18.000 Toten] sehr viel geschafft. Aber wie weit man auch damit kommt, Erdbeben sind das Schicksal der Menschheit als Bewohner dieser Erde.“