Kann Belarus Gastgeber der Eishockey-WM sein?
Offiziell ist nach wie vor geplant, dass Belarus und Lettland ab 21. Mai gemeinsam die Eishockey-WM austragen. Der Weltverband IIHF stellt bislang nur infrage, ob Belarus wegen mangelnder Corona-Maßnahmen ein geeigneter Gastgeber sei. Internationale Kommentatoren fordern ein klares politisches Statement, das auch die Vorwürfe der Wahlmanipulation und Menschenrechtsverletzungen benennt.
Nicht rumdrucksen, sondern Klartext reden
Der Verband sollte sich nicht um eine politische Position herumdrücken, findet Keskisuomalainen:
„Anderswo in der Welt und in anderen Disziplinen sieht man immer klarer, dass es dem Geschäft schadet, wenn Rassismus, Menschenrechtsverletzungen oder andere unangenehme Dinge mit dem Sport in Verbindung gebracht werden. Die Werbekunden wollen ihren Namen nicht durch unerfreuliche Zusammenhänge beschmutzt sehen. Beim Eishockey hingegen scheint man darauf zu warten, dass im Frühjahr die Coronasituation zu einer Absage der WM führt. Dann müsste die internationale Eishockeygemeinschaft nicht politisch Stellung beziehen zu den Demokratie- und Menschenrechtsverletzungen in Belarus. Sehr viel ehrlicher wäre es aber, Belarus die Ausrichtung der WM aus genau diesen Gründen zu entziehen.“
Das Spiel des Diktators nicht mitmachen
Belarus die WM zu entziehen, wäre ein wichtiges Signal, meint Respekt:
„Lukaschenka - selbst ein begeisterter Eishockeyspieler - wird zweifellos versuchen, das mit großem Interesse erwartete Sportereignis für die Stärkung seines Regimes zu nutzen. Er wird demonstrieren wollen, dass er die Dinge unter Kontrolle hat. Die Verlegung der Weltmeisterschaft in ein anderes Land wäre das Signal, dass der Westen dieses Spiel nicht mitspielt. Am Zug ist jetzt der Weltverband. Und die Situation ist keineswegs unlösbar. Er könnte die WM allein vom vorgesehenen Mitgastgeber Lettland ausrichten lassen. Falls dessen Kapazitäten nicht ausreichen sollten, kämen zusätzlich Kanada oder Russland in Frage.“
Wettkampf auf gefrorenem Blut
Schweden darf auf keinen Fall an der WM in Belarus teilnehmen, fordert Aftonbladet:
„Falls die WM wider aller Vernunft in der Gewaltblase von Lukaschenka stattfinden sollte, spielt jede Eishockeymannschaft, die daran teilnimmt, auf gefrorenem Blut. Die Bürgerinitiative 'Europäisches Belarus' hat mehrere Vorschläge unterbreitet für erweiterte Sanktionen, wie eingefrorene Konten staatlicher Unternehmen, ein Embargo für Unternehmen, die das Regime unterstützen, und die Möglichkeit, Personen, die an den Verbrechen des Regimes beteiligt sind, vor einen internationalen Gerichtshof zu stellen. Alle Mittel sind gut, um die Gewalt zu beenden.“