Bulgarien enttarnt russische Agenten
Bulgariens Geheimdienste haben eine Gruppe entlarvt, die für Russland spioniert haben soll. Verhaftet wurden fünf Militärs und Ex-Militärs, darunter der Leiter der parlamentarischen Abteilung für Verschlusssachen, sowie die Ehefrau eines der Beteiligten. Letztere soll die Staatsgeheimnisse an Moskau weitergegeben haben. Generalstaatsanwalt Iwan Geschew sprach vom größten Spionagefall seit 1944. Die Landespresse ist weniger beeindruckt.
Allzu passendes Timing
Dass der Spionageskandal ausgerechnet kurz vor der bevorstehenden Parlamentswahl am 4. April aufgedeckt wurde, kommt dem bulgarischen Dienst der Deutschen Welle verdächtig vor:
„Es ist kein Zufall, dass die Verhaftungen mitten im Wahlkampf vorgenommen wurden. Die Spione wurden sechs Monate lang beobachtet, also bestand wohl keine große Gefahr, dass sie besonders wichtige Informationen weitergeben konnten. Dafür bringt das neue Spionage-Thema frischen Wind in die düstere öffentliche Tagesordnung, überschattet von der Nichtbewältigung der Corona-Krise und immer neuen Lockdowns.“
Was für ein Theater!
Viel Lärm um nichts, urteilt die pro-russische Tageszeitung Duma:
„Spione, Geheimdienste, Verfolgungsjagden und Verhaftungen mitten in Sofia - man könnte meinen, dass die sechs Verhafteten Zugang zu den am strengsten gehüteten Geheimnissen der Nato in Bulgarien ergattert hätten. ... Dabei sind die US-amerikanischen Nato-Stützpunkte in unserem Land wohl bekannt, unsere Armee hat kaum Personal und Ausrüstung, wir haben keine Flugzeuge mehr und die Marine ist unbrauchbar. ... Was genau sollen die Russen ausspioniert haben, das unsere nationale Sicherheit bedroht?“