Italien weist mutmaßliche russische Spione aus
Ein italienischer Fregattenkapitän soll einem russischen Diplomaten geheime Dokumente verkauft haben. Italien ließ zwei russische Diplomaten ausweisen. Ob es nun zu einer Kehrtwende der im europäischen Vergleich eher entspannten Beziehungen zwischen Rom und Moskau kommt, fragen sich die italienischen Zeitungen.
Rom kann nun beweisen, wie europäisch es ist
Italien sollte den Vorfall als Chance nutzen, Russland gegenüber klare Kante zu zeigen, fordert La Stampa:
„Italien hat nun die Gelegenheit zur Wiedererlangung einer lange verlorenen Führungsrolle auf europäischer Ebene. Seit einem Jahrzehnt schwankt Rom in seinen Beziehungen zu Moskau. Zögerlich bei der Verhängung von Sanktionen wegen der ukrainischen Affäre und in den folgenden Jahren bei deren Bestätigung auf europäischer Ebene. ... Kurzum, Italien kann sich nicht darauf beschränken, Moskaus Besetzung der Krim als 'inakzeptabel' zu bezeichnen. Es muss die Perspektive umkehren und die europäische Front bei Sanktionen für diejenigen anführen, die Rechte verletzen. Das wäre ein Schritt nach vorne.“
Kurze Eiszeit mit anschließender Schmelze?
Corriere della Sera ist sich nicht sicher, dass Rom nun auf Konfrontation mit Moskau gehen wird:
„Es war nicht selbstverständlich, dass Außenminister Luigi Di Maio die Aneignung von Geheimnissen öffentlich als 'feindlichen Akt' bezeichnen würde. Auch nicht, dass Italien den beiden Diplomaten nur 24 Stunden Zeit gab, unser Staatsgebiet zu verlassen. ... Das ist eine politische Entscheidung. ... Der Fall markiert eine Gratwanderung, nach der sich die Beziehungen zwischen Italien und Russland in zwei Richtungen entwickeln können: Entweder kommt es zu einer ungewöhnlichen Verschlechterung oder aber sie bleiben - mit etwas diplomatischer Akrobatik - dennoch besser als die Beziehungen, die andere Nato-Staaten zu Moskau unterhalten.“