Pandemie: Nicht nur Covid macht krank
Die aktuelle Ausnahmesituation der Pandemie führt auch indirekt zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen: Unter anderem soziale Beschränkungen belasten vor allem die Psyche der Menschen, bis hin zu einer registrierten Übersterblichkeit, die mit Covid-19-Erkrankungen nichts zu tun hat. Die Politik sollte das noch besser verstehen und reagieren, drängen Kommentatoren.
Andere Tote haben keinen Platz im Narrativ
Die Isolation ist mindestens so tödlich wie das Virus, erinnert Expresso:
„In Portugal hatten wir im Sommer 2020, als die Gesellschaft die Covid-Welle flach hielt, absolut historische Nicht-Covid-Sterblichkeitsspitzen. Diese Toten erscheinen nicht im Narrativ. Niemand weint um sie. Jetzt, zu Beginn des Sommers 2021, müssen wir uns fragen: Werden die Medien, Politiker und Krankenhäuser die Übersterblichkeit erneut ignorieren, wenn sie von den Nicht-Covid-Toten herrührt? ... In San Francisco starben mehr Menschen wegen der Zunahme des Opiumkonsums (bedingt durch stayhome) als an Covid. In Japan starben mehr Menschen, weil die Selbstmordrate (wegen stayhome) zunahm, als an Covid. Was für eine krankhafte Mathematik.“
Angebote für psychisch Kranke ausbauen
Večer ist vor allem um die junge Generation besorgt:
„Neuere Studien zeigen, dass die mentale Müdigkeit nach der Wiederöffnung der Gesellschaft mit dem Aufbau sozialer Kontakte allmählich wieder verschwindet. ... Die Probleme sitzen jedoch tiefer bei jungen Menschen, die weniger gut etablierte soziale Netze haben. ... Die Daten des slowenischen Instituts für öffentliche Gesundheit sind erschreckend und zeigen, dass sich die psychische Gesundheit junger Menschen zwischen 18 und 29 Jahren drastisch verschlechtert: Bis zu 25 Prozent der Menschen in dieser Altersgruppe haben das Risiko, eine depressive Störung zu entwickeln. Das Mindeste, was die Gesellschaft jetzt tun kann, ist, die Gesundheits- und Beratungsnetzwerke zu stärken und so die Folgen der psychischen Belastung durch die Epidemie zu mildern.“
Ehrlichkeit ist der erste Schritt
Die fünf dänischen Regionen haben beschlossen, ein Expertengremium einzusetzen, um Gesundheit und Wohlbefinden der Bürger im Kontext der Coronakrise zu untersuchen. Der Nordschleswiger begrüßt dies:
„Ob und inwiefern die Pandemie unseren Alltag nachhaltig beeinträchtigt hat, wird sich wohl erst im Laufe der Zeit zeigen. ... Aber deshalb ist es wichtig, dass sich die Expertengruppe, die unter anderem aus Fachleuten aus der Gesundheitsbranche, Patientenorganisationen und Vertreterinnen und Vertretern medizinischer Fachgesellschaften besteht, mit den Folgen der Corona-Krise auseinandersetzt. Bis das Komitee herausgefunden hat, wie am besten mit diesen Folgen umzugehen ist, sollten wir damit anfangen, ehrlich auf die Frage zu antworten, wie es uns geht – zumindest uns selbst gegenüber.“