Lettland: Wird Gewalt an LGBT nicht ernstgenommen?
Im lettischen Tukums soll ein 29-Jähriger aus Hass auf Homosexuelle in Brand gesteckt worden sein. Der Mann war zuvor bedroht worden und hatte sich an die Polizei gewandt, diese hatte jedoch nicht reagiert. Lettland tut sich generell schwer mit der Akzeptanz sexueller Minderheiten: Die Mehrheit der Parteien und die einflussreiche Kirche sind gegen einen Ausbau ihrer Rechte. Diese Konstellation bereitet der Presse Sorgen.
Es ist ein Verbrechen, also bitte aufklären
Die sexuelle Orientierung des Opfers sollte bei den Ermittlungen keine Rolle spielen, fordert Diena:
„Normale Menschen, also die Mehrheit der lettischen Bevölkerung, wollen einfach, dass das Verbrechen aufgeklärt wird. Die sexuelle Orientierung des Opfers interessiert sie nicht, obwohl sie bei der Untersuchung sicher eine Rolle spielen wird. Es bestehen begründete Zweifel, ob die Ermittlungen der örtlichen Polizei diesbezüglich Vertrauen schaffen werden. ... Wenn sich die Öffentlichkeit schon nicht über ihre Werte einig ist, wäre es vernünftig, wenn sie sich zumindest darauf einigen würde, dass die Polizei ihre Arbeit professionell machen sollte. Und das jedes Mitglied der Gesellschaft sicher sein kann, dass sein Leben und seine Gesundheit geschützt werden.“
Diktatur dunkler Dogmen
Politik, Kirche und Gesellschaft tragen die Verantwortung, meint das Onlineportal Tvnet:
„In diesem Land sind schon seit Langem konservative politische Gruppierungen an der Macht, die gemeinsam mit der Kirche und von postsowjetischen Oligarchen finanzierten politischen Kräften versuchen, das Land in eine diktatorische Zone dunkler Dogmen zu konvertieren. … Nicht umsonst zeigen Untersuchungen, dass Lettland zu den homophobsten Ländern in Europa gehört. Uns 'fehlen' nur noch LGBT-freie Zonen wie in Polen oder eine Telefonnummer wie in China, wo man anrufen kann, um die Andersdenkenden zu denunzieren und verhaften zu lassen.“