CO2 und Pestizide: Muss die Schweiz Ernst machen?
Die Schweizer Stimmbevölkerung entscheidet am 13. Juni über drei umweltpolitische Vorlagen, die kontrovers diskutiert werden. Mit dem CO2-Gesetz soll der Ausstoß von Treibhausgasen bis 2030 im Vergleich zu 1990 halbiert werden. Zwei Volksinitiativen widmen sich dem Thema Pestizide. Die erste will Subventionen an Landwirte an den Schutz des Trinkwassers knüpfen, die zweite synthetische Pestizide ganz verbieten.
Nicht spritzen ist auch keine Lösung
Die Vorlagen zum Pestizid-Einsatz kritisiert Landwirt Christophe Bosson in Le Temps:
„Was würde passieren, wenn die beiden Anti-Pestizid-Initiativen angenommen würden? Da der Ertrag pro Fläche beim Bio-Landbau geringer ist, müssten wir deutlich mehr Land und Energie aufwenden, um die gleiche Menge an Lebensmitteln zu produzieren. ... Außerdem würde es sehr schwierig werden, konservierende Bodenbearbeitung zu betreiben. Ich bin nicht glücklich über die Aussicht, zum Pflügen zurückzukehren. Denn all das CO2, das wir über die Jahre geduldig in unseren Böden gespeichert haben, würde nach und nach in die Atmosphäre freigesetzt werden und so zur globalen Erwärmung beitragen.“
Trittbrettfahren wäre eine Schande
Eine Lanze für das neue Gesetz bricht die Neue Zürcher Zeitung:
„Gegner … führen ins Feld, der Anteil der Schweiz am weltweiten CO2-Ausstoss sei mit weniger als einem Promille unbedeutend. Deshalb könne man sich die Anstrengungen für das teure Gesetz sparen. Doch auch wenn die Schweiz das Klima nicht retten kann, ist das kein Grund zum Trittbrettfahren. Die Bewältigung der Klimakrise ist ein globales Projekt. Nur wenn alle Staaten das Prinzip der Gegenseitigkeit einhalten, kann es gelingen. Stiehlt sich die reiche Schweiz aus der Verantwortung, gibt sie damit ein armseliges Bild ab – und verschafft den anderen Ländern ein Alibi, die Reduktion von Treibhausgasen ebenfalls auf die lange Bank zu schieben. … Die Zeit jedoch drängt.“