Schweiz führt "Ehe für alle" ein
Eine deutliche Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer hat für die Einführung der Ehe für alle votiert. Die Gesetzesänderung war schon im Dezember beschlossen worden, doch wegen des Referendums nicht in Kraft getreten. Seine Initiatoren hatten mit Fotos weinender Kinder Stimmung gemacht, die es in Regenbogenfamilien schwer hätten. Umso mehr freuen sich die Schweizer Medien über das Ergebnis.
Heterosexuelle haben viel gelernt
Die Kampagne um das Referendum hat Farbe in die Gesellschaft getragen, freut sich der Tages-Anzeiger:
„Partys steigen im ganzen Land, Paare schmieden Pläne, atmen tief durch. Dieser Sonntag ist ein historischer Tag. … Im Dezember 2020 war die Freude über die deutliche Zustimmung im Parlament riesig, die Enttäuschung, dass ein Abstimmungskampf trotzdem nötig werden würde, noch grösser. Doch immerhin: Die Kampagne hat Farbe und Verständnis in unsere Leben gebracht. … Die Lebenswelten homosexueller Paare standen im Fokus, nie zuvor konnten Heterosexuelle so viel über die Träume und Bedürfnisse ihrer Mitmenschen erfahren. Und verstehen, dass sich diese nicht von ihren eigenen unterscheiden.“
Selten war das Land so einig
Auch Corriere del Ticino ist über den Kulturwandel im Land begeistert:
„Die Schweiz war bereits offen und tolerant, aber noch vor zwanzig Jahren wäre eine Abstimmung über die 'Ehe für alle' enorm schwierig und ihr Erfolg wahrscheinlich utopisch gewesen. In dieser Zeit hat sich in der Eidgenossenschaft, wie in vielen anderen westlichen Ländern auch, ein grundlegender Wandel in der öffentlichen Meinung zu Fragen der Homosexualität vollzogen, hin zu mehr Akzeptanz und Inklusion. … Selten war das Land bei einer Abstimmung so einig.“
Legitimation für die Gleichstellung
Die Aargauer Zeitung jubelt insbesondere über einen Aspekt:
„Diese gesellschaftliche Entwicklung passierte in allen, auch ländlichen Gebieten. Lehnten 2005 noch mehrere Kantone … die eingetragene Partnerschaft ab, verwarf 16 Jahre später kein einziger Stand die 'Ehe für alle', die homosexuellen Paaren deutlich weiter gehende Rechte gewährt. Das Referendum war nicht umsonst. Zum einen verleiht das Ja des Volkes der Gleichstellung mehr Legitimation. Zum anderen haben die Gegner eine wichtige Debatte um das Kindswohl lanciert, auch im Zusammenhang mit der Samenspende. Das Recht auf Kenntnis der Abstammung, das ist ein berechtigtes Anliegen.“