Me-Too-Skandal bei The Voice of Holland
Journalisten haben aufgedeckt, dass es bei der TV-Castingshow The Voice of Holland jahrelang zu sexualisierten Übergriffen gekommen ist. 19 betroffene Frauen haben sich gemeldet, nachdem die Journalisten im vergangenen Jahr einen Aufruf gestartet hatten. Medien-Unternehmer und langjähriger Produzent John de Mol äußerte sich schockiert, doch geriet selbst in die Kritik.
Der Mächtige macht die Machtlosen verantwortlich
Produzent de Mol schiebt die Verantwortung den Frauen zu, kritisiert Medienjournalist Arjen Fortuin in NRC Handelsblad:
„Dass man die Frage der Machtbeziehungen aus der Perspektive der Machtlosen betrachten muss, begreift dieser Machthaber offensichtlich nicht. Den wichtigsten Handelsbedarf sah er bei den Opfern: Die müssten sich äußern. Es gäbe dafür schließlich Stellen in seinem Unternehmen. 'Wenn keiner etwas sagt, können wir nichts tun.' Den Hinweis auf eine Angstkultur fand er 'zu einfach'. Frauen hätten 'offenbar eine Art Scham', so beendete er seine Problemanalyse. Das war wohl kein böser Wille. John de Mol hat schlicht keine Ahnung.“
Jagdgebiet für geile Männer
De Volkskrant-Kolumnist Bert Wagendorp lobt das Onlineprogramm Boos, das den Skandal um sexuelle Übergriffe enthüllte:
„[Programm-Macher] Hofman hatte so viele Zeugenaussagen gesammelt und die waren so überzeugend, dass am Ende nur eine Schlussfolgerung blieb: The Voice of Holland war jahrelang ein Jagdgebiet für geile Männer, die ihre Position missbrauchten, um Talente ins Bett zu kriegen, statt sie so gut wie möglich singen zu lassen. Ich konnte mich des Eindrucks nicht verwehren, dass das, was wir gehört haben, nur die Spitze des Eisbergs ist und dass in der nächsten Zeit mehr Enthüllungen folgen werden - und nicht nur über The Voice. “