Spanien erhöht Mindestlohn auf 1.000 Euro
Madrid will den spanischen Mindestlohn noch im Jahr 2022 auf 1.000 Euro für eine volle Stelle festlegen. Langfristig will Arbeitsministerin Yolanda Díaz die Forderung der Europäischen Sozialcharta erfüllen, nach der Angestellte mindestens 60 Prozent des Durchschnittseinkommens erhalten sollten. Nicht alle Kommentatoren sehen die Linksregierung auf dem richtigen Weg.
Effektive Maßnahme gegen soziale Ungleichheit
Die Regierung steuert in die richtige Richtung, jubelt InfoLibre:
„Es gibt Fortschritte, die gefeiert werden sollten wie ein Nadal-Match oder eine Nominierung für den Oscar. Ein Mindestlohn von 1.000 Euro in der viertgrößten Volkswirtschaft Europas durchbricht endlich eine Barriere. ... Die Pandemie hat eine Situation der Ungleichheit hinterlassen, in der die Reichen im Jahr 2021 um 17 Prozent reicher geworden sind, während 27 Prozent der Spanier weiterhin von Ausgrenzung bedroht sind, so Eurostat. ... Erst die Grundsicherung, dann die Arbeitsmarktreform und jetzt der Mindestlohn korrigieren diesen beispiellosen Schock, vor dem Caritas und andere Beobachter warnen. Wie wollen die liberalen Gurus aus der Krise kommen, ohne die Familien zu schützen?“
Dadurch gehen Arbeitsplätze verloren
Entgegen vorheriger Reformen fiel die Entscheidung für die Erhöhung des Mindestlohns ohne die angestrebte Zustimmung der Arbeitgeberverbände. El Mundo sieht darin einen gefährlichen Trend:
„Das Problem bei dieser Rückkehr zum Unilateralismus in Arbeitsfragen ist, dass die Spanier den Preis für Sanchez' Machtspiele in Form von Arbeitslosigkeit zahlen werden. ... Der Banco de España [Spaniens Zentralbank] hat davor gewarnt, dass die Wiedereinführung von Starrheit in den Arbeitsbeziehungen zu einer Verlangsamung der Neueinstellungen führen wird. Natürlich werden nach dem Zusammenbruch des Arbeitsmarktes während der Pandemie nun wieder Arbeitsplätze geschaffen, aber nicht in dem Tempo und Umfang, wie es nötig wäre.“