Tschechen streiten über fiktive US-Basis
Mit großem Beifall hat der Parteitag der in Prag regierenden liberal-konservativen Bürgerdemokraten (ODS) die Idee des Baus einer US-Militärbasis in Tschechien aufgenommen. Doch hat das Projekt auch Gegner, nun gibt es erwartungsgemäß heftigen innenpolitischen Streit. Dabei ist der völlig unnötig und virtuell, weil die USA gar keine Basis in Tschechien errichten wollen - was Prager Zeitungen süffisant kommentieren.
Für die USA sind wir bestenfalls Transit-Staat
Tschechien kann nur anderweitig etwas für die Nato tun, merkt Lidové noviny an:
„Polen, Esten, Rumänen und ungefähr vier andere Nationen, die direkt an das Russische Reich angrenzen, stehen vor uns auf der Liste derer, die auf der Präsenz der größten Militärmacht der Welt bestehen. Ein Stützpunkt in Tschechien hat heute für die USA und die Nato ungefähr die gleiche Bedeutung wie im Nicht-Nato-Mitglied Schweiz. ... Wir sollten in erster Linie unsere Hausaufgaben machen. Das bedeutet, mindestens zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für die Verteidigung auszugeben. Und ein Rahmenabkommen mit Washington abschließen, damit US-Soldaten unser Hoheitsgebiet durchqueren oder sich erforderlichenfalls für eine begrenzte Zeit dort aufhalten können.“
Bizarres Fingerhakeln um des Kaisers Bart
Die Tschechen sind von skurriler Streitlust besessen, heißt es in Hospodářské noviny:
„Auf dem ODS-Kongress hat der stellvertretende Vorsitzende Vondra am Wochenende vorgeschlagen, einen Stützpunkt der US-Armee auf unserem Territorium zu errichten. Verteidigungsministerin Černochová griff das sofort auf, um neben dem Falken Vondra nicht wie eine Taube auszusehen. ... Regierungspolitiker begannen heftig zu nicken, die Opposition protestierte ebenso heftig. Und die Aufregung ließ auch nicht nach, als sich herausstellte, dass niemand den Amerikanern von dem Plan erzählt hatte. ... Alles wie in einem Drehbuch für einen frühen bizarren Film von Miloš Forman. Es ist offensichtlich, dass die Tschechen einfach nur streiten wollen und sich ihr Hobby nicht von der Realität verderben lassen.“