Polen: Rundfunkchef entlassen
Der mächtige Chef des polnischen öffentlichen Rundfunksenders TVP, Jacek Kurski, wurde überraschend abberufen. Kritiker werfen ihm vor, den Sender in ein Verlautbarungsorgan der PiS-Regierung umgebaut zu haben. Ob jedoch der Nachfolger, Mateusz Matyszkowicz, für mehr Pluralismus steht, bezweifeln Kommentatoren.
Wichtigster Zuschauer bleibt Kaczyński
Tygodnik Powszechny bedauert, dass sich unter dem Nachfolger wahrscheinlich wenig am Trend ändern wird:
„Mateusz Matyszkowicz scheint das genaue Gegenteil von Kurski zu sein - bescheiden, zurückhaltend, ruhig. ... Doch in seinem ersten Kommuniqué als neuer Leiter schrieb er: 'Ein starker und stabiler öffentlicher TVP ist ein großer Erfolg für den bisherigen Vorstand. Mein Ziel ist es, weiterhin die richtigen Entscheidungen für das Unternehmen zu treffen.' ... Das ist wohl die beste Antwort auf die Frage, ob sich mit Kurskis Weggang irgendetwas in der TVP-Sendung ändern wird. Eine solch 'starke und stabile' Propagandamaschine darf nicht ins Wanken geraten. Sie wird weiterhin zeigen, was der wichtigste Zuschauer, Jarosław Kaczyński, wünscht.“
Auf Regierungslinie getrimmt
Interia blickt auf die Hintergründe des Senderumbaus zurück:
„Vor langer Zeit entwarf Jarosław Kaczyński Visionen eines 'pluralistischen' öffentlichen Fernsehens. Ein Kanal sollte in den Händen der Regierung liegen, der andere in denen der Opposition. Jahre später zeigt sich, dass für eine von der Politik unabhängige Presse [in Kaczyńskis Plänen] nie ein Platz war. Eine polnische BBC wurde von dem Politiker nicht einmal im Traum erwogen. Nach 2015 wurden auch die ursprünglichen Pläne aufgegeben. Die öffentlichen Medien wurden übernommen, Journalisten, die [das Regierungsmotto vom] 'guten Wandel' nicht verstanden, wurden entlassen oder mussten gehen. Jacek Kurski wurde zum Vorsitzenden der TVP ernannt.“