War es das mit dem türkischen Oppositionsbündnis?
Das türkische Oppositionsbündnis ist am Freitag zweieinhalb Monate vor der Wahl an der Frage des gemeinsamen Kandidaten zerbrochen. Fünf Parteien hatten sich auf CHP-Chef Kılıçdaroğlu geeinigt. İyi-Partei-Vorsitzende Akşener hält ihn für ungeeignet und präferiert die Bürgermeister von Istanbul und Ankara, ebenfalls von der CHP. Kommentatoren haben aus unterschiedlichen Gründen überhaupt nichts für den Streit übrig.
Allein Erdoğan profitiert
Akşener hält Kılıçdaroğlu für nicht mehrheitsfähig, aber das ist längst nicht ausgemacht, findet T24:
„Erstmals werden jetzt bei Umfragen zwei Präsidentschaftskandidaten direkt miteinander verglichen. Bei vorherigen Umfragen wurden Erdoğan immer mehrere Kandidaten gegenübergestellt. ... Aus diesem Grund können wir anhand der bisherigen Umfragen nicht entscheiden, ob Kılıçdaroğlu gewinnen wird oder nicht. ... Daher dürfte [die jetzige Situation] vor allem Erdoğan erfreuen: Sein Führungsversagen beim Erdbeben ist so in den Hintergrund gerückt, die Oppositionsagenda hat sich von der wirklichen Agenda der Türkei getrennt, und wenn sich in der Wählerschaft der Glaube verbreitet, nach der Wahl erwarte die Türkei eine Führungsunsicherheit, dann wird vor allem er davon profitieren.“
CHP leidet an altbekannter Krankheit
Schuld am Bruch des Bündnisses ist die CHP, schimpft Kolumnist Fatih Çekirge, indem er die Parteivertreter in der regierungsnahen Hürriyet direkt anklagt:
„Kılıçdaroğlu, Gründer des Bündnisses und Anführer der größten Partei am Tisch, konnte diesen Prozess nicht gut führen. ... 20 Jahre konnten Sie keine Wahl gewinnen. Jetzt haben Sie zwei Bürgermeister, die durch die Stimmen des Nationalen Bündnisses gewählt wurden. Warum reden wir nicht darüber? Warum schauen wir uns nicht die Umfragen an? ... Dahinter steckt eine 'CHP-Krankheit', die niemals aufhört, Freunde. In der CHP, deren Kongresse und Präsidentschaftswahlen ich seit 40 Jahren verfolge, habe ich sowas schon so oft gesehen.“