Russland: Wegen Kinderzeichnung ins Gefängnis?
Im zentralrussischen Gebiet Tula ist der alleinerziehende Vater Alexej Moskaljow wegen "Diffamierung der Streitkräfte" zu zwei Jahren Haft verurteilt worden. Er war wegen einer proukrainischen Zeichnung seiner 13-jährigen Tochter ins Visier der Staatsmacht geraten. Das Kind befindet sich in einem Kinderheim, Moskaljow ist aus dem Hausarrest geflohen. Der Fall erregt weithin die Gemüter.
Faschistische Praktiken - vorerst ungesühnt
Wirtschaftsprofessor Konstantin Sonin möchte auf Facebook die Verfolger und Schergen in diesem Fall vor Gericht sehen:
„Putin und Maria Lwowa-Belowa, Russlands Ombudsfrau für Kinderrechte, werden vom Internationalen Strafgerichtshof wegen der Entführung ukrainischer Kinder gesucht, und das zu Recht. ... Aber der internationale Gerichtshof wird sich mit der gleichen faschistischen Praxis nicht beschäftigen, wenn sie in Russland passiert. Diese Unmenschen in der Region Tula, die ein Kind gefangengenommen haben, das Anti-Kriegs-Zeichnungen angefertigt hat, und dessen Vater in einem völlig illegitimen Prozess verhaftet und verurteilt haben - wenn sie sich je zu verantworten haben, dann vor einem zukünftigen russischen Gericht. Was sie sich natürlich nicht vorstellen können.“
So schadet das Regime sich selbst
Politologe Abbas Galliamow hält in einem von Echo übernommenen Telegram-Post einen Prozess gegen die Verfolger Moskaljows für möglich - aber unter anderen Vorzeichen:
„Ich würde jedoch vermuten, dass sie viel früher vor Gericht kommen können - schon jetzt. Man könnte sie der Kollaboration mit dem Feind beschuldigen. Denn der Schlag, den sie dem Regime in der öffentlichen Meinung versetzt haben, ist so stark, dass er nicht mit bloßer Dummheit erklärt werden kann. Nur feindliche Agenten können so etwas tun.“