Bulgarien: Endlich raus aus dem Patt?
In Bulgarien zeichnet sich ein Ausweg aus der langjährigen politischen Blockade ab. Bei den Koalitionsverhandlungen zwischen den beiden Wahlgewinnern, dem Mitte-Rechts-Bündnis Gerb-SDS von Bojko Borissow und Kiril Petkow vom prowestlichen Block PP-DB hat sich Borissow bereit erklärt, eine Minderheitsregierung der PP-DB zu unterstützen. Die nationale Presse ist unschlüssig, wie die Einigung zu werten ist.
Einsicht zum Wohl des Landes
Der mehrfache Ex-Premier zeigt sich in einem neuen Licht, staunt fakti.bg:
„Ein geduldiger Borissow! Eine recht untypische Rolle für ihn. Er hat wohl begriffen, dass er nicht noch einmal regieren kann. ... Gerb ist eine stramme Partei, aber das Volk hat ihr nicht die nötigen Stimmen für eine Mehrheit verliehen. Nun verändert sie ihr Image zu dem einer Partei, die sich in Richtung Dialog und Offenheit entwickelt und sogar Anzeichen von Reue zeigt - das zeigt etwa ihre Zustimmung zur [vom möglichen Koalitionspartner Petkow initiierten] Justizreform.“
Fauler Kompromiss
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis diese Koalition bröckelt, kommentiert Ivaylo Ditchev im bulgarischen Dienst der Deutschen Welle:
„Während des gesamten Treffens zwischen den beiden Parteien verzichtete Borissow auf Vorwürfe. Doch wer wird sich am Ende durchsetzen? Die einen [PP-DB] werden den Karren ziehen und sich als Regierung rühmen, die anderen [Gerb-SDS] werden mit dem Finger auf dem Wahlknopf jederzeit bereit sein, ihnen die Macht zu entreißen. Die einen wollen Bulgarien in eine europäische Zukunft führen, die anderen gießen ihren Führer Borissow und die Vergangenheit in Beton. Es wäre interessant gewesen, bei diesem Treffen der Egos nach psychologischen Tiefen zu suchen, aber wenn Sie mich fragen, ist es an der Zeit, dass die Politik ein bisschen langweilig wird.“