Moskau: Festnahme von Theaterregisseurin Berkowitsch
In Moskau sind die Dichterin und Theaterregisseurin Jewgenia Berkowitsch und die Dramaturgin Swetlana Petrijtschuk festgenommen worden. Aufgrund einer Inszenierung des Theaterstücks Finist - Jasnyj Sokol, in der russische Frauen virtuell Ehen mit IS-Kämpfern eingehen und ihnen nach Syrien folgen, wird gegen Berkowitsch wegen "Rechtfertigung von Terrorismus" ermittelt. Die Inszenierung war noch 2022 mit dem renommierten russischen Theaterpreis Goldenen Maske ausgezeichnet worden. Entsetzen bei Kommentatoren.
Da könnte man auch Dostojewski verhaften
Russlands kritische Öffentlichkeit ist empört, so auch Journalist Alexander Baunow in einem von Echo übernommenen Telegram-Post:
„Dies geschieht nicht wegen [angeblicher] finanzieller Machenschaften, wie es früher der Fall war, wenn man der Kultur an den Kragen wollte, etwa im Fall des [Regisseurs] Kirill Serebrennikow, sondern direkt wegen des Stücks. Wegen eines kleinen, komplexen, nicht allen verständlichen avantgardistischen Kunstwerks in Form einer Analyse der psychologischen und sozialen Motive, die gewöhnliche russische Mädchen in die Arme 'echter Männer' getrieben haben - zu den Falken des IS. Das ist ungefähr so, als würde man Dostojewski verhaften, weil er in seinem Roman Verbrechen und Strafe die Ermordung alter Weiber rechtfertige oder in seinem Roman Die Dämonen ebenfalls Terrorismus.“
Es wird immer schlimmer
Journalist Arkadi Dubnow betont auf Facebook die Brillanz der Kunst von Berkowitsch:
„Dies ist ein weiteres Glied in der miesen Kette schändlicher Aktionen, um dem Land eine totalitäre Ideologie aufzuzwingen, ohne dass diese irgendeinen substanziellen Gehalt hätte. ... Brillant und tragisch bis zum Kehlkopfkrampf und in ihrem tiefsten Wesen antitotalitär steht Schenja Berkowitschs Poesie in völligem Gegensatz zu dieser hohlen 'Ideologie'. Das bedeutet, auch ihre Poesie muss, wie so viele andere Dinge auch, verboten, zerstört und aus dem Land gejagt werden. Wie auch die Dichterin ... Uns sollte klar sein: All das wird nur noch schlimmer.“