Loreen gewinnt ESC 2023 für Schweden
Das Rennen um den ersten Platz beim Eurovision Song Contest hat zum zweiten Mal die Schwedin Loreen für sich entschieden: Mit ihrem Song Tattoo setzte sie sich spielend bei der Jury durch. Käärijä aus Finnland gewann die Herzen bei der Zuschauer-Abstimmung. Sinnstiftender Wettbewerb oder unnötiger Kitsch?
Käärijä schon jetzt eine Legende
Käärijä hat trotz seiner Niederlage für ganz Finnland viel getan, glaubt Ilta-Sanomat:
„Auch wenn Käärijä nicht als Gewinner des Eurovision Song Contest in Erinnerung bleibt, ist er eine Eurovisionslegende. Sein Lied wird auf Eurovisionspartys noch jahrelang gespielt und gefeiert werden. Aber Käärijä hat für Finnland etwas noch Größeres getan: Er hat ein Phänomen geschaffen und das finnische Volk kollektiv in Begeisterung versetzt. … Während seiner Eurovisionsreise hat Käärijä uns viel mehr gelehrt als nur, dass Grün eine tolle Farbe ist: Es ist okay, man selbst zu sein und Spaß zu haben. Es ist okay, unvollkommenes Englisch zu sprechen. Es ist okay, sich zu umarmen. Es ist okay zu sagen, dass man wirklich müde ist.“
Genau das, was gebraucht wird
Mit dem Sieg von Loreen kommen auf Schweden als nächstem ESC-Ausrichterland hohe Ausgaben zu, die sich laut Dagens Nyheter aber lohnen:
„Die Messlatte für [den öffentlich-rechtlichen] SVT liegt hoch – die Briten haben dieses Jahr einen beeindruckenden Eurovision Song Contest hingelegt: luxuriös, professionell, kraftvoll. SVT muss auch dem letzten eigenen, fantastischen Eurovision Song Contest von 2016 gerecht werden. Nächstes Jahr werden wir sicherlich eine Debatte über die finanziellen Prioritäten öffentlich-rechtlicher Anstalten führen – Eurovision muss produziert werden, während SVT bis 2025 100 Millionen Kronen (rund 9 Millionen Euro) einsparen soll. Lassen Sie die Debatte so beginnen: Eurovision ist genau das, womit sich Öffentlich-Rechtliche befassen sollten: Witzig, albern, lehrreich und grenzüberschreitend.“
Schnell vergessen und wenig aussagekräftig
Wenig begeistert vom ESC ist Lidové noviny:
„Ja, der ESC hat in vielen Ländern ein großes Publikum. Nun, er wird von den in der Europäischen Rundfunkunion zusammengeschlossenen Fernsehsendern organisiert und es wäre traurig, wenn sie nicht genügend Werbung dafür bekommen könnten. Über den jährlichen Zustand der Welt oder zumindest die Szene der europäischen Popmusik sagt der ESC nichts aus. ... Wenn es zu einem Streit zwischen rational denkenden Menschen und Verteidigern des angeblichen Prestiges des Wettbewerbs kommt, ist es gut, zwei Schlüsselfragen aufzuwerfen: 'Erinnern Sie sich daran, wer letztes Jahr gewonnen hat? Und wenn ja, kennen Sie neben dem Siegertitel noch mindestens ein anderes Lied?'“
Ein toter Stern
Der Wettbewerb hat überhaupt keinen Charakter, findet Causeur:
„Der ESC ist weder eine Feier des Liedes noch eine Feier Europas. Anstatt ein Forum für die musikalische Vielfalt und Kreativität Europas zu sein, ist der Wettbewerb eher ein Schaufenster der angelsächsischen Standardisierung, das mit pseudo-engagierten und konventionellen Reden geschmückt ist. … Er präsentiert das perfekte Bild eines anationalen, aber vor allem akulturellen Europas: ein leeres, neutrales, undefinierbares Element ohne eigenen Charakter, das nur durch die Reflexion äußerer Einflüsse leuchtet - ein toter Stern.“