Slowakei: Urteil im Kuciak-Prozess enttäuschend?
In einem Berufungsprozess um die Ermordung des slowakischen Journalisten Ján Kuciak hatte die Staatsanwaltschaft lebenslängliche Haft für den mutmaßlichen Auftraggeber verlangt. Doch der Millionär Marian Kočner kommt erneut ohne Verurteilung davon. Die Mitangeklagte und Kočner-Vertraute Alena Zsuzsová soll hingegen für 25 Jahre ins Gefängnis. Die Anklage will das Urteil anfechten.
Schlechtes Signal an die Gesellschaft
Pravda notiert:
„Reicht die Verurteilung der 'kleinen Fische' aus und die Mächtigen bleiben abermals unantastbar? Das Urteil des Spezialgerichts für Strafsachen ist ein sehr gefährliches Signal an die Gesellschaft. Der Grad des Ekels wird sich verstärken. Zum Glück ist es noch nicht vorbei. Der Fall wird im Berufungsverfahren an den Obersten Gerichtshof zurückverwiesen. ... Für die Gerechtigkeit gibt es immer noch Hoffnung.“
Im Zweifel für den Angeklagten
Deník sieht im Urteil auch etwas Positives:
„Viel schlimmer wäre es, wenn die Richter dem enormen Druck der Öffentlichkeit und der Medien nachgeben und Kočner ohne eindeutige Beweise verurteilen würden. Einige von uns haben noch die Zeit erlebt, als in Tschechien und der Slowakei solche Urteile gefällt wurden. Es war die dunkelste Zeit sowohl für unseren Staat als auch für die Menschen, die damals lebten. Dahin wollen wir nicht zurück. Kočner sitzt übrigens bereits im Gefängnis. Und es wird noch viele, viele Jahre dort bleiben. Wenn auch nicht wegen der Anordnung eines Mordes.“