Portugal: Menschenhandel im Fußball aufgedeckt
Die portugiesische Polizei hat in einer privaten Fußballschule 80 jugendliche Migranten ohne Aufenthaltsgenehmigung vorgefunden, überwiegend aus Südamerika und Afrika. Sie hausten dort unter gefängnisartigen Bedingungen. Organisiert wurde der Menschenhandel offenbar von Mário Costa, Präsident der Hauptversammlung der portugiesischen Fußballliga. Kommentatoren sind empört über diese Art der "Talentförderung".
Ein Paradies für Skrupellose
Joaquim Evangelista, Präsident der portugiesischen Profifußballergewerkschaft, hält die Lage in Público für katastrophal:
„Portugal ist ein wahres Spielerlager, ein Paradies für skrupellose Agenten, Anwerber und kriminelle Menschenhändlerringe. Sie setzen auf lokale Vereine mit geringer Sichtbarkeit als eine Art Talentlabor, um die fußballerischen Qualitäten der jungen Rekruten zu testen. … Ich bedauere zutiefst, dass mein Land bei einem so wichtigen Thema, bei dem es um das Recht auf Kindheit und die Achtung der Menschenrechte geht, nach wie vor eine Mischung aus Trägheit, gelegentlicher Empörung und einem Gefühl der Straffreiheit bei denjenigen ist, die von diesen kriminellen Praktiken profitieren.“
Alles auf den Prüfstand stellen
Correio de Manhã fragt, wieso niemand vorher Alarm geschlagen hat:
„Im Fall der Ermittlungen gegen das Netzwerk des Menschenhandels ist einer der führenden Köpfe der Liga verwickelt. In diesem moralischen Schutthaufen gibt es ein sehr merkwürdiges Geflecht von Interessen und Komplizenschaft, dessen Gesetzmäßigkeit und Transparenz bei Weitem nicht vollständig geklärt ist. Die Vereine, die Akademien, die Sponsoren, die Sozialversicherung und die Ministerien, die Liga und der Verband, die Gemeinschaft selbst, bei der es schwer vorstellbar ist, dass niemand etwas von den Vorgängen bemerkt hat, sollten sich selbst hinterfragen, die Kontrollmechanismen untersuchen und eine gründliche Prüfung dieser Art der Fußballerausbildung durchführen.“