Griechenland: Hat Syriza einen neuen Star?
Stefanos Kasselakis, in Athen geborener US-Geschäftsmann, hat die erste Runde der parteiinternen Wahlen für den Vorsitz der Linkspartei Syriza gewonnen. Über 146.000 Mitglieder stimmten ab und gaben dem Newcomer fast 45 Prozent der Stimmen. Auf Platz zwei landete Ex-Arbeitsministerin Efi Achtsioglou mit rund 36 Prozent. Am Sonntag kommt es nun zur Stichwahl. Argwohn bei Kommentatoren.
Ein Symptom der Post-Politik
Kasselakis ist ein sehr zeitgenössisches Phänomen, erklärt Phileleftheros:
„In Griechenland spricht man bereits von Post-Politik. Ein Mann taucht aus dem Nichts auf. Gutaussehend mit Modelmaßen. Jung, erst 35 Jahre alt und ein Golden Boy, der aus Amerika kam. Er macht sich die modernen Medien zunutze und propagiert, was er propagieren will. Unbefangen bekennt er sich zu seiner sexuellen Identität. Er fordert die Trennung von Kirche und Staat und antwortet seinen Kritikern über seine berufliche Vergangenheit bei Goldman Sachs: 'Wenn ich nicht für das Kapital gearbeitet hätte, würde ich seine Arroganz nicht verstehen.'“
Kandidat der Verzweifelten
Es ist das Fehlen von Hoffnung, das Kasselakis den Weg zum Erfolg öffnet, findet das Webportal New247:
„Die Syriza-Wähler sind frustriert bis hin zur Verzweiflung. Je fanatischer, desto größer die Verzweiflung. ... Die verzweifelten Wähler hören auf nichts. Es ist ihnen egal, ob der von ihnen Gewählte nichts mit der Linken zu tun hat. Auch nicht, dass er vor zwei Monaten noch Kyriakos Mitsotakis verherrlicht hat. Es reicht ihnen, dass er ihnen heute sagt: 'Ich kann ihn besiegen.' Der verzweifelte Mensch hört das gerne, auch wenn er es nicht glaubt. ... Es reicht ihnen, dass sie in ihrer Verzweiflung etwas gefunden haben, woran sie sich festhalten, woran sie glauben können.“