Friedensnobelpreisträger Martti Ahtisaari ist tot
Martti Ahtisaari ist am Montag mit 86 Jahren gestorben. Als Finnlands Präsident führte er sein Land 1995 in die EU. 2008 erhielt er für seine Vermittlerdienste in internationalen Konflikten den Friedensnobelpreis: Er brachte Slobodan Milošević 1999 dazu, seine Truppen aus Kosovo abzuziehen, überwachte die Entwaffnung der nordirischen IRA und trug zu Namibias Unabhängigkeit sowie zum Ende des Bürgerkriegs im indonesischen Aceh bei.
Idealist ohne Illusionen
Persönlichkeiten wie Ahtisaari werden in diesen Zeiten dringend gebraucht, betont Savon Sanomat:
„Vielleicht hat Ahtisaaris Kindheitserfahrung als Flüchtling ihn dazu gebracht, Konflikte aus der Perspektive derer zu sehen, die in sie verwickelt waren. Nach Aussage seines ehemaligen Beraters Alpo Rusi war Ahtisaari ein Idealist ohne Illusionen. ... Für ihn war Friedensvermittlung praktische Problemlösung, die zu Ergebnissen führen würde, wenn der Wille dazu vorhanden war. Ahtisaari ließ den Humanismus dort Wirklichkeit werden, wo er am meisten gebraucht wurde. Angesichts der Kriege und Konflikte, die auf der Erde wieder wüten, werden dringend Menschen gebraucht, die diese Arbeit fortsetzen.“
Internationaler Brückenbauer
Finnland hat Ahtisaari viel zu verdanken, betont Helsingin Sanomat:
„Unter Finnlands Präsidenten gibt es keinen zweiten internationalen Brückenbauer wie Ahtisaari. Seine Karriere als Diplomat, Verhandlungsführer und Friedensvermittler brachte Finnland internationales Ansehen und Aufmerksamkeit zu einer Zeit, als dies für Finnland sehr nützlich war. Es ist Ahtisaaris Verdienst, dass Finnland noch immer einen guten Ruf als bedeutende Vermittler-Nation genießt. Ahtisaari verstand auch sehr gut, dass die Friedensvermittlung und die Beseitigung der Konfliktursachen Institutionen, Strukturen und Bürokratie erfordern. Als UN-Untergeneralsekretär und in vielen anderen Organisationen hat Ahtisaari die Professionalisierung der Friedensvermittlung gefördert.“
Wegbereiter einer neuen Haltung zu Estland
Schriftstellerin Imbi Paju erinnert in Postimees:
„Obwohl Finnland den Prozess der estnischen Unabhängigkeit unterstützte, war es lange Zeit Teil der sowjetischen Einflusssphäre, in der unter vielen führenden Politikern eine kommunistische Kolonialmentalität gegenüber den baltischen Ländern herrschte - Estland galt nicht als echter Staat. ... Als 1997 Bill Clinton und Boris Jelzin in Helsinki zusammentrafen, sagte Präsident Ahtisaari nach dem Treffen zu den Medien: 'Jetzt, wo die Gäste abgereist sind, werde ich [Estlands] Präsident Lennart Meri anrufen und berichten, wie die Verhandlungen verlaufen sind und was ich für die baltischen Staaten tun konnte.' Diese Haltung eines finnischen Präsidenten gegenüber Estland war etwas völlig Neues.“