Darf Schwedens Oberbefehlshaber Firmen beraten?
Eine Debatte um Lobbyismus im militärischen Komplex beschäftigt Schweden. Micael Bydén, Chef der Streitkräfte, hat eine Beraterfirma für Rüstungsfragen gegründet zusammen mit seiner Verlobten Linda Staaf, der ehemaligen Chefin der Nationalen Einsatzleitung der schwedischen Polizei, und diese im Hauptquartier der Streitkräfte niedergelassen. Schwedens Presse ist wenig begeistert.
Glaubwürdigkeit der Armee in Gefahr
Die Angelegenheit bringt Schwedens Streitkräfte in Verruf, bedauert Dagens Nyheter:
„Wenn man die Schweden auffordert, angesichts der ernsten Sicherheitslage umsichtig zu sein, und dabei sich selbst in dieser ungezügelten Weise verhält, setzt man nicht nur die eigene Glaubwürdigkeit, sondern die der gesamten Streitkräfte aufs Spiel. Wenn der Oberbefehlshaber gleichzeitig mit der Anmeldung des Beratungsunternehmens im Hauptquartier die Schweden zum Kauf von Kurbelradios auffordert, wissen wir: Wir sind nicht gut gegen Lobbyismus gewappnet.“
Es braucht strengere Regeln
Aftonbladet beäugt die Affäre mit Argwohn:
„Wie können wir wissen, dass die Aussicht auf einen gut bezahlten Job oder einen großen Beratungsauftrag keinen Einfluss auf Entscheidungen hat? Und wie stellen wir sicher, dass Informationen von Politikern oder Behörden nicht falsch verwendet werden? … Der Fall unseres unternehmungslustigen Oberbefehlshabers zeigt, dass die Regeln verschärft werden müssen. Das oberste Militär des Landes sollte seine Energie der Planung der Zukunft Schwedens und der Streitkräfte widmen. Nicht für eine neue Karriere als Berater in der strategischen Marktanalyse für zahlende Kunden.“