Weltsynode der Katholiken: Was hat sie gebracht?
Einen Monat lang haben 360 Bischöfe und andere Katholiken in der Weltsynode über die Zukunft ihrer Kirche beraten. Umstritten war insbesondere, inwieweit sich die katholische Kirche demokratisieren und für Frauen in offiziellen Ämtern öffnen solle. Kommentatoren debattieren, ob das Abschlussdokument ein Hoffnungsschimmer oder Rückschlag für Reformen ist.
Gemischte Bilanz
Die Kirche steht am Scheideweg, findet die Kleine Zeitung:
„Mit der Einberufung einer Weltsynode wollte Papst Franziskus einen dynamischen Prozess anstoßen. Vier Jahre lang haben Bischöfe und Laien, Männer und Frauen in Rom über die Zukunft der Kirche beraten. Die Vorstellungen darüber klaffen weit auseinander. Dementsprechend gemischt fällt nun die Bilanz aus. Während mancher Hirte von Sesselkreisen mit dem globalen Süden und einer neuen Kultur des Zuhörens schwärmt, sehen sich die Reformer um ihre Hoffnungen geprellt. Sie wollten die Synode nutzen, um mehr Macht für die Laien, für die Frauen und für die Ortskirchen zu erwirken. Doch zu keinem dieser Anliegen wurden Entscheidungen gefällt. ... Was für Europa von Bedeutung ist, muss es nicht für Afrika, Lateinamerika oder Indien sein.“
Gemeinsamer Fortschritt im Fokus
Der Papst hält sich vorbildlich im Hintergrund, lobt die katholische Zeitung La Croix:
„Die Ergebnisse mögen vorsichtig erscheinen – oder sogar enttäuschend, was die Rolle der Frauen betrifft – doch es ist weniger das Ziel, Gewissheiten zu vermitteln, als vielmehr eine gemeinsame Weiterentwicklung zu fördern. Die Synode lädt insbesondere dazu ein, sich auf allen Ebenen von der Lebenskraft inspirieren zu lassen, die die Basisgemeinden durchströmt. Der Papst geht mit gutem Beispiel voran, indem er darauf verzichtet, ein Schreiben zu verfassen, das seine Lesart auferlegt hätte. Er zeigt, wie sich eine Autoritätsfigur zurückhalten kann, und lädt jeden Gläubigen dazu ein, dort Verantwortung zu übernehmen, wo er oder sie sich befindet.“
Die Rolle der Frau gestärkt
Il Sole 24 Ore analysiert:
„Eine größere Rolle für Frauen in verantwortlichen Positionen in der Kirche und eine offene Tür für 'Diakonissen'. Dies sind die Kernpunkte des Synodendokuments, das am Samstagabend mit einer Zweidrittelmehrheit angenommen wurde. ... Hier die entscheidende Textstelle: 'Das Plenum fordert die vollständige Umsetzung aller Möglichkeiten, die das geltende Recht in Bezug auf die Rolle der Frau bereits vorsieht, insbesondere dort, wo sie noch nicht verwirklicht sind. Es gibt keinen Grund, warum Frauen keine Führungsaufgaben in der Kirche übernehmen sollten.“ ... Dieses Schlussdokument geht in das kirchliche Lehramt ein. Es ist Gesetz, auch wenn es keine konkreten Handlungen vorschreibt, sondern allgemeine Linien aufzeigt, die zu befolgen sind.“
Franziskus ist kein Reformer
Frauen werden wieder mal vertröstet, meint dagegen die Aargauer Zeitung:
„Seit Jahrzehnten befassen sich Kommissionen des Vatikans mit dem Thema der Frauenweihe. Immer wieder werden sie vertröstet. ... Dabei gibt es keinen vernünftigen Grund, an der Geschlechterdiskriminierung im Namen Gottes festzuhalten – zumal der kirchliche Dienst in vielen Ländern ohne Frauen zum Erliegen käme. ... In der Tat würde sich kein einziger Glaubensinhalt verändern, wenn Priesterinnen und Diakoninnen zum Kirchenvolk sprächen. Jesus hiesse immer noch Jesus. Die Bibel müsste nicht neu geschrieben werden. Der Mann aus Argentinien erhielt fälschlicherweise den Ruf eines Reformers. Das hat damit zu tun, dass er sich sehr volksnah gibt ... . Doch das Oberhaupt der Katholiken ist kein Reformer. Geht es um die kirchliche Lehre, bleibt er hart.“