Ein Jahr Milei: Wohin führt der Präsident Argentinien?

Der ultraliberale argentinische Präsident Javier Milei ist seit einem Jahr im Amt und hat seinem Land wie angekündigt ein hartes Sparprogramm verordnet. Tausende wurden aus dem Staatsdienst entlassen, der Haushalt drastisch gekürzt und Subventionen gestrichen. Kommentatoren ziehen eine zwiespältige Bilanz.

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El País (ES) /

Die göttliche Mission geht weiter

El País sieht durchaus Erfolge Mileis:

„Zwei Monate reichten aus, um das Haushaltsdefizit, das Argentinien seit Mitte der 2000er Jahre belastete, in einen Überschuss zu verwandeln. Und ein Semester, um den Verbraucherpreisindex von monatlich 25 Prozent im Dezember 2023 auf weniger als 3 Prozent im Oktober zu reduzieren. Die Märkte nahmen den neuen Präsidenten mit Euphorie auf. ... Milei beendet sein erstes Amtsjahr mit einer Beliebtheitsquote von über 50 Prozent. ... Er wird bewundert, aber man darf die autoritären Züge einer Regierung nicht übersehen, die vor nichts Halt macht. Milei sieht sich als Träger einer göttlichen Mission, dem 'internationalen Kommunismus' den Garaus zu machen. ... Nicht alles ist erlaubt, für die Senkung der Inflation.“

Tages-Anzeiger (CH) /

An der Realität Südamerikas vorbei

Im Tages-Anzeiger zeigt Lateinamerika-Korrespondent Christoph Gurk die Schattenseiten von Mileis Politik auf:

„Javier Milei will den Staat radikal schrumpfen, zugunsten des Marktes und im blinden Glauben an die Meritokratie: Reich wird der, der hart arbeitet. ... Eine nette Idee – nur leider weit entfernt von der Realität in Südamerika, einer Region, in der Wohlstand so ungerecht verteilt ist wie kaum sonst irgendwo auf der Welt. Milei wird daran nichts ändern, im Gegenteil. Er schafft keine Chancen, sondern nur noch höhere Hürden. Firmenbesitzer schliessen jetzt ihre Fabriken, weil es profitabler ist, Waren aus dem Ausland zu importieren. Fliessbänder stehen still, ganze Familien auf der Strasse. Steigende Arbeitslosenzahlen, wachsende Armut: Auch das ist Argentinien nach Jahr eins unter Präsident Milei.“