Studentenproteste in Serbien: Gefahr für Vučić?
Die Proteste in Serbien nach dem tödlichen Dacheinsturz am Bahnhof von Novi Sad Anfang November weiten sich aus: Studierende blockieren rund 40 Fakultäten, fast täglich kommt es zu Straßenprotesten. Gefordert wird die Freigabe geheim gehaltener Unterlagen zum Bahnhofsumbau in Novi Sad und die Freilassung willkürlich festgenommener Protestierender. Das könnte noch größere Kreise ziehen, glauben Kommentatoren.
Jetzt sind die älteren Generationen dran
Vreme fordert Verstärkung für die Studierenden:
„Die Älteren stehen nun vor der Frage: Vertrauen sie dem [regimetreuen] Fernsehen oder ihren Kindern, auf die sie so oft schwören? ... Kann sich diese Krise zu einer politischen Krise auswachsen, in der sich die Opposition an einer Übergangsregierung beteiligt oder es ihr gelingt, faire Wahlen zu erreichen? Werden sich auch andere Institutionen – da die Universität eine Institution ist – erheben? ... Die Vergangenheit lehrt uns, dass das Regime zäh ist, aber die historische Erfahrung lehrt uns auch, dass alles ein Ende hat. ... Die Studierenden haben ihren Teil bereits getan, indem sie gezeigt haben, dass der Kaiser keine Kleider trägt. Die Alten müssen sich den Jungen anschließen und die Arbeit zu Ende bringen.“
Vučićs neue Hilflosigkeit
Die Proteste könnten der Anfang vom Ende des Präsidenten sein, analysiert Telegram:
„Selbst die nicht so interessierte Öffentlichkeit ist über die Studentenrevolte, über die Blockade von immer mehr Fakultäten und über die Zeichen von Panik informiert, die Aleksandar Vučić zeigt. Eines dieser Zeichen war sein anlassloser Social-Media Post, er sei 'nicht Assad und werde nicht aus Serbien fliehen'. Das zeigt, wie hilflos Vučić in dieser Situation ist, die aus dem Einsturz des Daches des Bahnhofs Novi Sad entstanden ist. Solch eine Hilflosigkeit war bisher nicht kennzeichnend für ihn. ... Die Wut auf die Regierung verbreitet sich offenbar universell und unkoordiniert. ... Dies könnte tatsächlich dazu führen, dass Serbien zum Stillstand kommt, wie es im neuesten Oppositionsslogan heißt. Sicher ist, dass es keine Rückkehr zur gesellschaftlichen Apathie geben wird.“