Anti-Terror-Einsatz in Brüssel
Bei einem erneuten Anti-Terror-Einsatz in Brüssel am Dienstag ist offenbar ein Verdächtiger getötet worden. Die Razzia stand im Zusammenhang mit den Anschlägen von Paris im vergangenen November. Im politisch zersplitterten Belgien wird Brüssel sein Image als Terror-Knotenpunkt nur schwerlich loswerden, prophezeien Kommentatoren.
Zersplittertes Belgien ist machtlos
Belgien hat aufgrund seiner Zersplitterung eine viel zu schwache Terrorabwehr, konstatiert die liberale Wirtschaftszeitung Il Sole 24 Ore:
„Die belgischen Geheimdienste besitzen nicht die Schlagkraft der Sicherheitsdienste ihrer europäischen Partner. Im Gegenteil: Wenige Länder in der Union verfügen über so wenige Mittel und Beschäftigte wie Belgiens Geheimdienst. Vor allem die politischen und sprachlichen Barrieren stellen ein schwer zu überwindendes Hindernis dar. Belgien leidet an einer Art Sprachapartheid, die die flämische Bevölkerungsgruppe von der wallonischen trennt. Das sind zwei verschiedene Welten. Dies hat zu einer Reihe von Komplikationen auf Regierungsebene geführt. Denn sowohl die Regionen Flandern, Wallonien und Brüssel-Hauptstadt sowie die französische, deutsche und flämische Sprachgemeinschaft haben jeweils eine eigene politische Vertretung. ... Angesichts eines solchen Chaos ist es schwer, für Sicherheit zu sorgen und die Kräfte zu bündeln.“
Brüssel muss Ruf als Terror-Brutstätte loswerden
Noch immer wird zu wenig gegen das Image Brüssels als Brutstätte des Terrorismus getan, kritisiert die linksliberale Tageszeitung De Morgen:
„Erneut werden Medien weltweit den Film abspulen über die wenig beneidenswerte Rolle Brüssels als Knotenpunkt des islamistischen Terrors in Europa. ... Es steht zu befürchten, dass Brüssel auch in Zukunft bei Aktionen gegen Terror-Verdächtige ins Blickfeld gerät. ... Sicherheitsdienste müssen dringend an mehr Informationen über den Dschihadismus gelangen, zugleich müssen junge Migranten endlich davon überzeugt werden, dass sie in diesem Land nicht ausgeschlossen sind. Zudem müssen die demokratischen Kräfte in der muslimischen Gemeinschaft gestärkt werden, als Alternative zum Radikalismus. Mit anderen Worten: Wir müssen zugleich auf Repression und auf Vorbeugung setzen.“