Haben Kapitalkontrollen Griechenland gerettet?
Auf dem Höhepunkt der griechischen Krise führte die Regierung in Athen vor einem Jahr Kapitalverkehrskontrollen ein, um einen Run auf die Banken und damit deren Kollaps zu verhindern. Inzwischen wurden sie gelockert, jedoch nicht aufgehoben. Für griechische Medien bieten sie noch immer Stoff zur Kontroverse.
Gesunder Menschenverstand hat sich durchgesetzt
Dass Premier Tsipras vor einem Jahr die Kapitalverkehrskontrollen einführte, hat Griechenland vor dem Untergang bewahrt, ist sich die Wirtschaftszeitung Imerisia sicher:
„Niemand kann daran zweifeln, dass Tsipras mit bewundernswertem Geschick und politischem Mut die Situation vor einem Jahr, für die er einen großen Teil der Verantwortung trug, gemeistert hat. ... Zum Glück für das Land, aber auch für die Regierung, hat sich im Sommer 2015 doch der gesunde Menschenverstand durchgesetzt. ... Was ein Grexit bedeutet hätte, kann man sich nur als schlimmen Albtraum vorstellen. Die noch vorhandenen Kapitalverkehrskontrollen erinnern uns daran. Zwölf Monate danach wagen es die Zuständigen und die Zentralbank immer noch nicht, an ihre Aufhebung zu denken. Der Kurswechsel von Tsipras hat das Land gerettet, auch wenn es Kürzungen gab.“
Riesiger Schaden für die Wirtschaft
Der Schaden für die Wirtschaft durch die Kapitalverkehrskontrollen ist immer noch riesig, meint hingegen To Vima:
„Wir mussten die Banken rekapitalisieren und die Kosten dafür übernahmen die Steuerzahler. Bankeinlagen wurden ins Ausland verlagert, Hunderte Unternehmen landeten in einer Sackgasse, was wiederum zum Abbau von Arbeitsplätzen führte. Neue Unternehmen konnten nicht gegründet werden, weil es keine Finanzierung dafür gibt, Exporte sind schwieriger geworden und der Konsum hat sich dramatisch verringert. ... Und all dies nur, weil eine Regierung, die Selbsttäuschungen unterlag, es bevorzugte, die Zukunft des Landes in einem Referendum zu verspielen.“