Wie wurde Svetoslav S. zum U-Bahn-Treter?
Der als U-Bahn-Treter bekannt gewordene Mann ist am Samstag in Berlin verhaftet worden. Er soll Ende Oktober auf einer Treppe zur U-Bahn eine Frau brutal in den Rücken getreten und zum Stürzen gebracht haben. Da er aus Bulgarien stammt, ist er ein heiß diskutiertes Thema der bulgarischen Kommentatoren.
Bulgarien hat mit Integration der Roma versagt
Dass der mutmaßliche Täter zur Minderheit der Roma gehört, ist für die Tageszeitung Trud ein Beleg für die gescheiterte bulgarische Integrationspolitik:
„Svetoslav S. ist Bulgare. Er ist in der bulgarischen Stadt Dobritsch geboren, hat in der bulgarischen Stadt Warna gelebt und hat einen bulgarischen Pass. Die bulgarische Gesellschaft, das bulgarische Bildungssystem und die bulgarischen Sicherheitsbehörden tragen also eine Mitschuld daran, dass dieser Mensch zu dem geworden ist, was er ist. … Die Zeit der Roma-Projekte, der sinnlosen Seminare, der überhöhten Honorare, der 'positiven Vorbilder' und des ganzen NGO-Tralalas ist vorbei. Nun sind der Staat und alle seine Institutionen gefragt, denn wir stehen vor einem Entweder-Oder. Entweder die Politik hört auf, die Roma für Wahlzwecke auszunutzen, oder eine Lawine von Armut, Analphabetismus, Kriminalität und Arbeitslosigkeit wird über alles hinwegfegen.“
Der Ruf aller Bulgaren leidet
Gewalttäter wie der Berliner U-Bahn-Treter schaden dem Ruf aller Bulgaren, ärgert sich 24 Chasa:
„Mit solchen besoffenen und aggressiven Nichtsnutzen wie dem Typen, der grundlos eine junge Frau in der Berliner U-Bahn geschubst hat, haben wir hier täglich zu tun, ob in der Straßenbahn in Sofia, im Gegenverkehr auf der Autobahn oder bei Überfällen auf alte Menschen in den Dörfern. Das ist menschlicher Abschaum, der sich nicht einmal an die elementarsten Regeln hält. Das Besondere an diesem Fall ist, dass man jetzt wegen dieses einen Banditen in Berlin deutschland- und europaweit wieder von 'den kriminellen Bulgaren' sprechen wird. Genau wie beim Anschlag auf Papst Johannes Paul II [an dem auch bulgarische Geheimagenten beteiligt gewesen sein sollen] oder dem berühmten Regenschirmattentat auf den bulgarischen Schriftsteller Georgi Markov oder dem Raub des Sargs von Charlie Chaplin, an dem ein Bulgare beteiligt war.“
Gewalt hat keine Nationalität
Für den bulgarischen Dienst der Deutschen Welle hingegen ist die Herkunft des Täters irrelevant:
„Es spielt keine Rolle, ob der Täter aus Deutschland, Island oder Patagonien stammt oder auch ein Flüchtling ist. Was uns an erster Stelle schockieren und zu denken geben sollte, ist die Gewalttat selbst, denn sie ist grundlos und widerlich. Zweitens dürfen wir den unzähligen Lügenmeldungen, die uns allmählich die Kehle zuschnüren, keinen Glauben schenken. Wir dürfen uns der Propaganda in Boulevardmedien und sozialen Netzwerken, die schamlos die Ängste und Vorurteile der Menschen ausnutzt, nicht hingeben. … Bevor wir bei Gewalttaten mit dem Finger auf andere zeigen, sollten wir uns fragen, ob es inmitten unseres stolzen und gemütlichen 'Wir' nicht auch viele Gewalttäter gibt, für die wir uns schämen würden. … Letztendlich hat Gewalt keine Heimat und keine Religion. Ihre Heimat ist der Mensch und ihre Religion ist der Hass.“