Apple beugt sich Zensur in China

Der US-Konzern Apple sperrt in China die App der New York Times auf Gesuch der Pekinger Behörden, wie eine Sprecherin des Iphone-Herstellers mitteilte. Dass ausländische Großkonzerne in China freiheitliche Werte missachten, liegt auch am schlechten Vorbild vieler Staaten, kritisieren Kommentatoren.

Alle Zitate öffnen/schließen
tagesschau.de (DE) /

Konzerne sind keine Wohltätigkeitsvereine

Das Einknicken Apples vor der chinesischen Zensur ist nicht überraschend, urteilt tagesschau.de:

„Es ist bekannt, dass China systematisch das Prinzip freier Medien und das des freien Informationsflusses bekämpft. Und die Führung in Peking zwingt denen, die - wie Apple - von Geschäften in China abhängig sind, ihre antifreiheitlichen Prinzipien gnadenlos auf. Dass Apple hier mitspielt und die App auf Anfrage der chinesischen Behörden löscht, ist klar. Apple ist schließlich kein Wohltätigkeits- oder Menschenrechtsverein, sondern einer der größten Wirtschaftskonzerne der Welt. Er macht in China Milliardengeschäfte und produziert dort die Iphones. Wer nicht mitspielen sollte, sind ausländische Regierungen. Diese ordnen bisher das Allermeiste den eigenen Wirtschaftsinteressen unter. Und das muss sich ändern. Denn die Macht und der Einfluss Chinas wachsen - und damit werden westliche und freiheitliche Werte konsequent zurückgedrängt.“

Dagens Nyheter (SE) /

Gefahr für die Meinungsfreiheit

Weltkonzerne wie Apple tragen eine große Verantwortung, stellt hingegen Dagens Nyheter mit Blick auf die Sperrung der New-York-Times-App in China fest:

„Geschäfte zu machen und sich in einem unfreien Land durchzuschlagen, ist eine Sache. Eine andere Sache ist es, sich direkt an Vergehen gegen Grundrechte zu beteiligen. Lange Zeit haben die Konzerne es vermieden, ihre Seele zu verkaufen. Jetzt scheint es schwieriger geworden zu sein, der Versuchung zu widerstehen. Die EU und die USA müssen aufpassen. Auch in Demokratien werden die Technologieunternehmen politischer Erpressung ausgesetzt. Das liefert den Unternehmen und Diktaturen eine Ausrede. Damit geht das Risiko einher, dass der Standard für die Freiheit im Netz aufgeweicht wird. Wenn die globale Presse- und Meinungsfreiheit beschnitten wird, braucht es ein Gegengewicht.“