Ist eine Fußball-WM mit 48 Teams sinnvoll?
Ab 2026 werden 48 statt bisher 32 Mannschaften an der Fußballweltmeisterschaft teilnehmen. Das beschloss der Weltverband Fifa auf seiner Sitzung am Dienstag einstimmig. Das Mammut-Turnier ist der hemmungslosen Gier der Funktionäre erwachsen, kritisieren einige Kommentatoren. Andere können der Aufstockung auch etwas Positives abgewinnen.
Funktionäre kriegen den Hals nicht voll
Die XXL-WM ist das Ergebnis der Gier von Fußball-Funktionären, urteilt die Basler Zeitung:
„Bei der Aufstockung der WM geht es um Macht, Einfluss und Geld. Um viel Geld, um unfassbar viel Geld. Allein 600 Millionen Euro Mehreinnahmen locken ab 2026, wenn das Monsterturnier nicht mehr mit 64, sondern mit 80 Spielen daherkommt. Die hemmungslose Gier der Fifa verärgert die Fans weltweit zu Recht. Der Weltverband tut gut daran, möglichst klar zu deklarieren, ob die Mehreinnahmen tatsächlich in die Kassen der Verbände und nicht in die Taschen der Funktionäre fliessen. Ein Turnier mit 48 Teams wird das Niveau weiter verwässern, das haben wir gerade an der EM 2016 in Frankreich auf langweilige Art erfahren. Für die kleine Schweiz wird es künftig unmöglich sein, eine derartige Mammut-WM auszurichten.“
Mehr Mannschaften, mehr Leidenschaft
Bei einer WM geht es weniger um Weltklasse-Fußball als vielmehr um Leidenschaft, kommentiert der Tagesspiegel:
„16 Länder mehr von überall auf der Welt können beim wichtigsten Turnier dabei sein. Selbst Ozeanien wird wohl einen festen Starter bekommen. Da kann man aus Sicht der großen Fußballnationen wie Deutschland natürlich sagen: Die Qualität wird leiden, das Niveau wird sinken - so wie bei der 24er-EM in Frankreich im vergangenen Jahr. Diese EM zeigte aber andererseits auch: Steigt der Anreiz, sich für solch ein Turnier zu qualifizieren, steigern auch kleinere Nationen ihre Bemühungen, dabei zu sein. ... Ähnlich könnte es nun auch bei der 48er-WM sein, etwa mit herzerwärmenden Mannschaften aus Papua-Neuguinea oder Fidschi. Vielleicht sollten wir Deutschen von unserem hohen Qualitäts-Ross absteigen. Eine WM ist kein Trendsetter für das internationale Fußballniveau. ... Bei einer WM geht es vor allem um die Leidenschaft und den Enthusiasmus der Fans.“