Gewalt gegen Kinder: Warum tut Litauen nichts?
Vergangene Woche hat ein junger Mann in Litauen seinen vierjährigen Stiefsohn stundenlang zu Tode geschlagen. Damit wurde in dem Land erneut ein kleines Kind zum Opfer häuslicher Gewalt. Viele Menschen sind bestürzt und wütend, da das Parlament immer noch zögert, Gewalt in der Kindererziehung strafbar zu machen. Dies spiegelt sich auch in den Kommentaren der Presse wider.
Antworten bleibt man uns weiter schuldig
Wann wird der Gesetzgeber endlich reagieren und Gewalt in der Kindeserziehung strafbar machen - das ist die Frage, die im Kommentar von Vytaras Radzevičius auf dem Portal 15 min mitschwingt:
„Litauen, im 21. Jahrhundert. Ein neugeborenes Baby wird im Klo heruntergespült. Zwei kleine Kinder werden in einem Brunnen ertränkt. Ein weiterer Junge wird zu Tode geschlagen, weil er nicht richtig zählen konnte. Die Gesellschaft in den sozialen Medien ist in Aufruhr. ... Sehr wenig rationales Denken, sehr viele Emotionen. … Darin erkennt man aber auch die zwei verschiedenen Litauen. … Das Land mit den Schlägen und das ohne. Mit den Brutalen, die ihre Frauen schlagen, und mit den Männern, die ihre Frauen schützen. Mit denen, die die Todesstrafe wieder einführen wollen, und mit denen, die sie strikt ablehnen. Mit den Gläubigen und mit den Ungläubigen. Mit den Lebenden und den Ermordeten. Die Fragen bleiben unbeantwortet. Was sollte man tun? Man muss wählen.“
Politiker müssen Zögern überwinden
Die WHO und andere internationale Institutionen haben den Begriff 'Gewalt' längst definiert, doch für das litauische Parlament genügt das offenbar nicht, bedauert die Kinderpsychologin Ingrida Bobinienė auf dem Portal Lrytas:
„Der Seimas diskutiert weiter, wie man das Rad neuerfinden sollte. Viele Abgeordnete haben vor Kurzem wieder mit der Abstimmung über das Gesetz gezögert, das jegliche Gewalt gegen Kinder verbieten soll. Und in einem großen Teil der litauischen Familien (etwa in der Hälfte) wird Gewalt gegen Kinder immer noch angewendet. Denjenigen, die selbst geschlagen wurden oder andere Arten von Gewalt durch ihre Eltern erlebt haben, fällt es schwer, anzuerkennen, dass Gewalt keine adäquate Erziehungsmethode ist. Aber echte Anführer sollten nicht über ihre eigene Erfahrung stolpern, sondern ihren Staat weiterbringen. Nur so können wir uns weiterentwickeln.“