Orbáns Pläne gegen die "Umvolkung"
Auf dem von US-amerikanischen Ultrarechten durchgeführten World Congress of Families in Ungarn hat Premier Orbán vor der "Umvolkung" Europas durch Einwanderer gewarnt. Als Gegenmittel versprach er eine Familienpolitik, die die Geburtenrate steigern soll. Damit könnte er als nachahmbares Beispiel für ganz Europa gelten, meinen einige Kommentatoren. Andere zeigen die Widersprüche in seiner Strategie auf.
Orbáns Familienpolitik ist beispielhaft
Ungarn könnte mit seiner Familienpolitik für ganz Europa eine Richtschnur bieten, ist doch der Geburtenrückgang ein europaweites Problem, macht die regierungsnahe Tageszeitung Magyar Hírlap aufmerksam:
„Schon in der Bibel lautet das Gebot: 'Seid fruchtbar und mehret euch!'. Die Familie ist das Fundament einer Nation. Aus diesem Grund ist es schlichtweg abwegig zu bekritteln, sogar zu verhöhnen, dass der Staat beziehungsweise die Regierung sich in die Familienplanung einmischt. ... Die ungarische Regierung handelt mit ihrer Politik der Stärkung der Familien und der Stimulierung des Kinderkriegens wider den europäischen Mainstream, der auf den Import ethnisch und kulturell fremder Jugendlicher setzt. Sollte die ungarische Familienpolitik erfolgreich sein, wovon wir ausgehen, könnte sie als positives, nachahmbares Beispiel für das stetig schrumpfende und vergreisende Europa dienen.“
Kinderkriegen hat bei Jugend keine Priorität
Die Geburtenrate liegt in Ungarn bei 1,3 Kindern pro Frau und damit im europäischen Durchschnitt. Warum die Zahl so niedrig ist, erklärt die regierungskritische Tageszeitung Magyar Nemzet:
„Die Gründe für die jüngste Initiative der Regierung sind offensichtlich: Die ungarische Bevölkerung schrumpft seit 1980 unaufhaltsam. Folglich ist es ein eminent wichtiges Ziel, diesen negativen Trend umzukehren. ... Indes will die Regierung vor allem jenen Paaren unter die Arme greifen, die schon ein Kind haben. Das dürfte jedoch keine Lösung für das Problem sein. Die Frage des Kinderkriegens stellt sich für die meisten jungen Menschen heute gar nicht, was offenbar dem Zeitgeist geschuldet ist. ... Insofern sollten die Regierungsmaßnahmen nicht zuletzt auch diesen kulturellen Trend berücksichtigen. Nicht zu vernachlässigende Aspekte sind überdies das Problem der Massenabwanderung junger Menschen aus Ungarn und der schlechte Zustand des ungarischen Bildungs- und Gesundheitswesens.“