BBC veröffentlicht Spitzengehälter
Die britische Rundfunkanstalt BBC hat am Mittwoch erstmals offengelegt, was ihre Top-Moderatoren verdienen - nicht freiwillig, sondern auf Druck der konservativen Regierung. Besondere Aufmerksamkeit erregte die Tatsache, dass zwei Drittel der Topverdiener Männer sind. Der bestverdienende Mann bekommt mit 2,5 Millionen Euro etwa fünfmal so viel wie die bestverdienende Frau. Ist ein Aufschrei berechtigt?
Lohngefälle ist eine Schande
Der gute Ruf der BBC könnte ernsthaften Schaden nehmen, fürchtet The Independent:
„Lange Zeit war die hochwertige Berichterstattung und unerschütterliche Zuverlässigkeit der BBC für andere Länder ein Grund, neidisch auf die britische Medienlandschaft zu sein. Durch den Bericht vom Mittwoch könnte sich das nun ändern. Das wäre tragisch. Gerade in Zeiten politischen Aufruhrs und tiefer Gräben, in denen ein Großteil der globalen Medienlandschaft von Mogulen und Politikern kontrolliert wird, brauchen wir eine solide Institution mit felsenfester Moral und Professionalität. Aber wir brauchen auch eine Organisation, die mit wichtigen sozialen Neuerungen Schritt hält und ein Spiegel der Gesellschaft ist, in der wir leben – und zwar sowohl in Bezug auf die Prinzipien, die sie uns auf dem Bildschirm präsentiert, als auch in Bezug auf die eigene Praxis, wenn die Scheinwerfer ausgehen.“
Debatte führt am wahren Thema vorbei
Die Neue Zürcher Zeitung stört sich daran, dass allein über die jetzt veröffentlichte Gehaltsliste diskutiert wird:
„Die Zahlen selbst sind lückenhaft, ein Vergleich mit anderen Sendern fehlt. Konkurrenten wittern bereits die Möglichkeit zum Abwerben. Und vor allem weibliche Mitarbeiter der BBC dürften sich Forderungen nach einem höheren Gehalt überlegen. Eine Debatte über gebührenfinanzierte Anstalten sollte über die Aufgaben, die sie von der Gesellschaft erhalten, erfolgen und nicht über die Gehälter der 'Stars'.“