Estland: Was lehren uns die toten Bienen?
In Estland schlagen Imker Alarm, weil seit der vergangenen Woche Millionen von Bienen gestorben sind. Behördliche Untersuchungen im ersten Fall des Bienensterbens ergaben, dass sie durch ein Pflanzenschutzmittel auf einem Rapsfeld vergiftet wurden. Die estnische Presse zeigt sich betroffen und thematisiert auch die Entfremdung des modernen Menschen von der Natur.
Die Sowjetzeit lässt grüßen
Die Warnungen der Imker müssen Gehör finden, mahnt Postimees:
„Die Massenproduktion in der Landwirtschaft wird nicht verschwinden und dies bedeutet: bessere Aufsicht ist notwendig. Hier darf man nicht sparen. Wer nachlässig handelt, muss das auch zu spüren bekommen, zum Beispiel durch die Verweigerung von Subventionen. ... Die Stimme der Imker könnte bald leiser werden. Doch sie sollte Aufmerksamkeit bekommen, denn ihre Berichte können eine wichtige Warnung sein. Wir sind stolz auf unsere einheimischen Lebensmittel, doch das kann sich schnell ändern. Wir wollen ja die Sowjetzeit nicht zurück, als Pflanzengift aus Flugzeugen verstreut und damit die Natur zerstört wurde.“
Der Natur entfremdet
Maaleht stellt den Massentod der Bienen in einen größeren Zusammenhang und warnt vor den Auswirkungen des technologischen Fortschritts:
„Das Smartphone kann nicht schlauer sein als der Mensch. Es ist nicht smart, auch wenn es Information aufnehmen kann und bald auch mit uns redet. GPS-Geräte reden schon, aber nur der Mensch kann die Welt wahrnehmen. Nur der Mensch kann schon aus 50 Kilometern Entfernung riechen, dass die Luft nach Algen duftet und von der See eine Brise weht. ... Je mehr wir der Technologie statt unserer Intuition vertrauen, desto weniger funktionieren unsere Sinne, desto weniger Menschlichkeit gibt es und desto mehr können wir uns irren. Die Unfähigkeit, das Lebendige um uns herum zu beachten, ist die neue Realität - eine bittere Feststellung.“